In Deutschland verlassen junge Erwachsene immer früher ihr Elternhaus. Dies ermittelte das Statistische Bundesamt.

Das Statistische Bundesamt veröffentlichte am Montag (1. August 2022) die neuesten Zahlen für das Jahr 2021 zur Wohnsituation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Untersucht wurden die Situation der 15- bis 24-Jährigen. Demnach lebten von den gut 8,3 Millionen Menschen dieser Altersgruppe 2,6 Millionen schon in einem eigenen Haushalt oder in einem Wohnheim. Das waren 31,2 % aller Befragten. Der Anteil stieg damit deutlich gegenüber einer Befragung aus dem Jahr 2011. Damals es noch 27,5 % gewesen (2,4 Millionen Personen).

An der Geschlechterverteilung beim Auszug aus dem Elternhaus hat sich nichts geändert: Nach wie vor ziehen die Töchter eher aus als die Söhne. 27,6 % der männlichen, aber 35,1 % der weiblichen Befragten waren bereits daheim ausgezogen. Vor zehn Jahren war dieser Unterschied allerdings noch größer. Damals wohnten von den jungen Männern 22,3 %, von den jungen Frauen 33,0 % nicht mehr bei ihren Eltern. Dieses Phänomen der schnelleren Selbstständigkeit von Frauen ist laut EU-Statistikbehörde Eurostat in allen 27 Mitgliedstaaten der EU zu beobachten. Das Durchschnittsalter beim Auszug aus der elterlichen Wohnung liegt in der Europäischen Union bei 26,5 Jahren. Männer ziehen durchschnittlich mit 27,4 Jahren aus, Frauen schon mit 25,5 Jahren. Der Gesamtaltersdurchschnitt beim Auszug liegt in Deutschland bei 23,6 Jahren, also fast drei Jahre vor dem EU-Durchschnitt. Am niedrigsten ist das Auszugsalter im Norden. In Schweden ziehen junge Leute mit 19,0 Jahren in eine eigene Bleibe, in Finnland mit 21,2 Jahren und in Dänemark mit 21,3 Jahren. Am höchsten ist das Auszugsalter mit 33,6 Jahren in Portugal, gefolgt von Kroatien mit 33,3 Jahren und der Slowakei mit 30,9 Jahren.

In der befragten Altersgruppe möchten trotz der eigenen Wohnung die meisten Befragen selbst noch keine Familie gründen und somit auch nicht Eltern werden. In Deutschland waren 2021 von den 15- bis 24-Jährigen nur 2,4 % selbst schon Eltern, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit gab es in dieser Altersgruppe rund 197.000 Elternteile. Diese Zahl ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken, denn 2011 hatten die Statistiker noch 327.000 junge Eltern gezählt, deren Anteil an der besagten Altersgruppe damit noch 3,7 % betrug. Noch seltener sind in dieser Altersgruppe feste Partnerschaften zu finden. Darunter verstehen die Fachleute die eingetragene Lebenspartnerschaft oder die Ehe (beides erst ab dem 18. Lebensjahr möglich). Die Zahl der jungen Leute, die sich für dieses Lebensmodell entscheiden, sinkt kontinuierlich und erreichte 2021 einen neuen Tiefststand: Es waren nur 68.000 Paare (1,6 % aller Befragten) unter der genannten Prämisse zu zählen. Vor einem Jahrzehnt hatte diese Zahl bei 123.000 gelegen, 1991 waren es gar noch 495.000 Partnerschaften (9,6 %).

Redaktion poppress.de, A-055824