Unmittelbar vor dem EU-Gipfel, bei dem über die Folgen der Corona-Pandemie beraten werden soll, hat der Stuttgarter Automobilhersteller Porsche zur Einführung der umstrittenen sogenannten Corona-Bonds aufgerufen.

Lutz Meschke, der Finanz- und IT-Vorstand der Porsche AG, erklärte der „Süddeutschen Zeitung“, europäische Gemeinschaftsanleihen seien jetzt dringend erforderlich. Sie seien ein deutliches Zeichen für das Zusammenstehen Europas in der Krise. Wenn man nicht Solidarität beweise, dann sei Europa verloren, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

Er erhoffe sich in dieser Frage ein Umdenken der deutschen Bundesregierung. Besonders die Exportnation Deutschland profitiere von einem „wirtschaftlich starken Europa“ so sehr wie kein anderes europäisches Land. Die Zeit der Corona-Epidemie und ihrer schweren Folgen gerade für die Wirtschaft sei nicht die Zeit, um auf „dogmatische“ Grundsätze zu pochen. Meschke appellierte an die europäischen Staats- und Regierungschefs, die Corona-Krise „verantwortungsvoll“ und mit Systema zu gestalten. Er mahnte, um einem „tiefgreifenden und dauerhaften“ Abschwung in Europa“ zu entgehen, sei „der Einsatz sehr hoher öffentlicher Mittel“ gar nicht zu vermeiden. Ausdrücklich verlangte Meschke Unterstützung für die Länder Spanien und Italien. Die Pandemie habe diese Staaten am schwersten getroffen, und sie hätten nur einen relativ „geringen finanziellen Spielraum“. Die Europäische Union habe jetzt mit Geschlossenheit zu handeln, um den Beginn „der nächsten großen Staatsschuldenkrise“ zu verhindern.

Lutz Meschke forderte vom heutigen EU-Gipfel eine Demonstration der Solidarität. Wenn Europa seine Einheit zeige, als starker Spieler „in der Weltwirtschaft neben Asien und den USA“, dann werde dies eine enorme positive Ausstrahlung haben. Selbst wenn eine Umsetzung der Pläne etwas Zeit benötigen werde, sei doch bereits allein eine Entscheidung zugunsten von Corona-Bonds ein starkes Zeichen „und ein echter Motivationsschub“ für die Bürger und auch für die Kapitalmärkte.

Zu den diesbezüglichen Bedenken auch aus Staaten wie etwa Deutschland sagte Meschke, die Corona-Bonds seien als „eine einmalige Maßnahme zur Krisenbewältigung“ angedacht. Es gehe hierbei nicht um eine Umverteilung von Altschulden, sondern vielmehr einzig und allein „um die gemeinsame Finanzierung des Wirtschaftsanlaufs“ in Europa. Man müsse alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union finanziell in die Lage versetzen, ihre Wirtschaft stabilisieren zu können, forderte Meschke. Das aber könne nicht jeder europäische Staat, auf sich allein gestellt, schaffen, da einige Staaten an zu hohen Zinslasten zu tragen hätten, sagte Meschke der „Süddeutschen Zeitung“.

Redaktion poppress.de, A-1010413