Der Deutsche Lehrerverband will an den Schulen mehr Spezialisten einsetzen, die auf Probleme mit Extremismus reagieren können.

Gegenüber dem RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland) sagte der Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger für die Montagsausgaben am 26. Oktober 2020, dass die Länder Psychologen und Lehrer anstellen sollten, die als Vermittler und Berater in einzelne Schulen gehen können, in denen es Konflikte mit extremistischen Positionen wie dem radikalen Islam gebe. Um solche Konflikte und die daraus resultierenden Probleme zu lösen, müssten eigens dafür Spezialisten ausgebildet werden, welche die Schulen inklusive der betroffenen Lehrkräfte beraten könnten, so Meidinger.

Mit seiner Forderung reagiert der Verbandspräsident auf die Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty, der seine Klasse zum Thema Meinungsfreiheit diskutieren ließ und dabei die Mohammed-Karikaturen zeigte, welche das französische Satireblatt „Charlie Hebdo“ schon 2006 und nochmals 2011 veröffentlicht hatte, woraufhin es im Jahr 2015 Ziel eines Terroranschlags wurde. Die Geschichte dieser Karikaturen und der terroristischen Reaktionen von Islamisten auf sie ist lang: Die Zeichnungen stammen eigentlich aus dem dänischen dänischen Jyllands-Posten, der sie erstmals 2005 veröffentlicht hatte und ebenfalls anschließend terrorisiert wurde. Charlie Hebdo hatte sie als eine von nur wenigen Zeitungen der Welt nachgedruckt. Schon nach ihrem ersten Erscheinen führten die Karikaturen zu gewalttätigen Protesten in islamistisch geprägten Staaten, aber auch in Europa. Allerdings stand dahinter eine von Imamen inszenierte Desinformationskampagne, welche den originalen, relativ harmlosen Karikaturen solche mit obszönen Inhalten hinzufügte. Auch darauf wollte der Lehrer Samuel Paty hinweisen.

Meidinger fordert nun mehr Aufklärung an deutschen Schulen und Schutz für die Lehrer. Er sagte dem RND, dass ihn die Trauerrede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sehr berührt habe, der sich klar vor die Lehrer seines Landes stellte. Dies sollten sich die deutsche Politik und Teile der Gesellschaft zu Herzen nehmen, so Meidinger: Hierzulande gebe es leider eher Lehrerbashing. Der Verbandspräsident führte weiter aus, dass es zwar in Deutschland bislang keine derart fürchterlichen Morde, jedoch zunehmende Einschüchterungen von Lehrkräften gebe. Diese stammten teilweise von radikalislamisch geprägten Familien, aber auch von Extremisten mit anderer Orientierung, wie unter anderem die anonymen AfD-Meldeportale gezeigt hätten. Meidinger forderte Ombudsstellen für die Lehrer, damit sich diese unter Vertrauensschutz an jemanden wenden könnten. Die Schulleitungen und Aufsichtsbehörden sollten außerdem die Konflikte nicht ausblenden.

Redaktion poppress.de, A-055824