Der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen fordert größere Spezialisierung und Zentralisierung im Gesundheitswesen.

AOK-Bundesverbandschef, Martin Litsch, geht von einem Überangebot von Kliniken in Deutschland aus. Wie er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ erklärte, hat sich einmal mehr in der Pandemie-Situation gezeigt, dass das deutsche Gesundheitssystem sich einen Überhang an Kliniken leiste, der die Gesundheitsausgaben in die Höhe treibt. Ich halte etwa jede vierte Klinik für unnötig. Vor allem in Großstädten und Ballungsgebieten gibt es auf dem Sektor der stationären Behandlung eine Überversorgung. Litsch hatte bereits im Jahr 2018 eine grundlegende Reform der Krankenhausträger gefordert und bestätigt jetzt seine Einschätzung, wonach es einer Spezialisierung und Zentralisierung des stationären Angebots bedürfe.
In der Pandemie hat sich deutlich gezeigt, dass nur die großen Einheiten in der Lage waren, die entsprechende Behandlung zu garantieren. So haben 25 Prozent der Kliniken die stationäre Therapie von über 70 Prozent der schwer Erkrankten übernommen. Nur in den Großkliniken mit einem umfassenden Behandlungsangebot kann eine solche Herausforderung erfolgreich angenommen werden. Die apparative Ausstattung und die Spezialisten für eine aufwendige intensivmedizinische Betreuung, sind nur in solchen Zusammenhängen ökonomisch sinnvoll. Für die Corona-Behandlung war zum Beispiel die Einrichtung von Isolierstationen notwendig, was für kleine Kliniken aufgrund der Raumsituation und der Personaldichte einfach nicht möglich ist, so der AOK-Vertreter.
Die Aufgabe in der Zukunft ist die Garantie einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung. Jeder muss Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung haben. Aber es ist nicht mehr möglich, dass diese Kleineinheiten das gesamte Spektrum anbieten. Eine Alternative zu Kliniken sind ambulante Gesundheitszentren, die sehr viele Behandlungsformen abdecken können, schlägt Litsch gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ vor. Wir werden unsere Lehren aus der Pandemie ziehen müssen. Für die Krankenkassen ist es klar, dass die stationäre Versorgung unter einem erheblichen ökonomischen Druck steht und der Fachkräftemangel ein Übriges tun wird. Auch die Qualität der Pflege und die Behebung des Personaldefizits erfordert eine grundlegende Reform. Wir haben keinen Mangel an Fachpersonal, wir haben nur ein strukturelles Problem. Mit einem funktionierenden Gesamtkonzept können wir auch mit dem derzeitigen Potential eine hochwertige Versorgung garantieren.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix