Der Vorstandsvorsitzende der Linde Group geht von einer langfristigen wirtschaftlichen Erholung aus, befürchtet aber Auswirkungen einer zweiten Corona-Welle.

Die Erholung der Weltwirtschaft wird ein langfristiger Prozess sein, mit einem baldigen Aufschwung ist nicht zu rechnen, betont der Vorstandsvorsitzende der Linde Group gegenüber dem „Handelsblatt“. Es handelt sich um eine globale Unterbrechung von Lieferketten, die nicht innerhalb weniger Wochen wiederherzustellen sind. Außerdem wird die Weltwirtschaft nicht mehr in der Weise funktionieren, wie wir es vor der Krise gewohnt waren. Es wird auch zu einem beschleunigten Wandel der Industriestruktur kommen. Die Automobilbranche zum Beispiel wird sich völlig neu aufstellen müssen, was einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen wird, prognostiziert Steve Angel. Außerdem sehe ich die konkrete Gefahr einer zweiten Infektionswelle, so dass es in diesem Jahr auf keinen Fall zu einem Aufschwung kommen wird.
Die Linde Group ist Weltmarktführer für die Produktion von Industriegasen und beliefert hauptsächlich Kunden in der Chemie- und Automobilindustrie. Deshalb sind die Auswirkungen auf unsere Geschäfte tiefgreifend. Der Topmanager sieht die Linde Group auf einen möglichen zweiten Ausbruch des Corona-Virus deutlich besser aufgestellt. Mit einer dauerhaften Erholung rechnet Angel für das Geschäftsjahr 2021. Die Linde Group ist Nachfolger der Linde AG und des amerikanischen Unternehmens Praxair, die im Jahr 2020 fusionierten.
Die Zukunft des Unternehmens sieht Steve Angel im Einstieg seines Unternehmens in die Wasserstoffwirtschaft. Mit grünem Wasserstoff vor allem aus Windkraftanlagen machte die Linde Group im vergangenen Jahr bereits einen Umsatz von über zwei Milliarden Euro. Angesichts von globalen Investitionen in den kommenden Jahren von rund 100 Milliarden Dollar, erwartet der CEO eine Steigerung des Umsatzes auf diesem Sektor auf das Vierfache.
Derzeit befindet sich die Linde Group nach der Fusion in einem Umstrukturierungsprozess, der auch mit einem Personalabbau verbunden ist. An den deutschen Standorten sollen weitere 834 Stellen gestrichen werden, bestätigte Angel gegenüber dem „Handelsblatt“. Das Management steht hier in einem engen Austausch mit der IG Metall, um den Abbau sozialverträglich zu gestalten. Einen Personalabbau über das derzeit beschlossene Maß hinaus will Angel angesichts der Unabwägbarkeiten der Corona-Krise nicht ausschließen.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix