Landwirtschaftsministerin beklagt die Missstände in der Fleischindustrie und sieht die Notwendigkeit eines „Systemwechsels“.

Die Verhältnisse in den Großbetrieben der Fleischindustrie sin durch die Corona-Pandemie in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Die Arbeitsverhältnisse und die Art des Umgangs mit Lebensmitteln, die hier ans Licht kamen, sind nicht tragbar und dürfen im Interesse der Erzeuger und Verbraucher nicht toleriert werden, fordert Barbara Otte-Kinast, CDU-Landwirtschaftsministerin in Niedersachsen in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Wir benötigen eine grundsätzliche Neuorientierung in der Fleischproduktion, die sich von der Quantität hin zu einer neuen Kultur der Qualität bewegen muss.
Die Fleischproduktion ist ohne Rücksicht auf regionale Strukturen immer weiter zentralisiert worden, mahnt die Ministerin. Es gibt in unserem Bundesland ganze Kreise, die keine eigenen Schlachtbetriebe mehr aufweisen. Dies geht zu Lasten der Regionen und der heimatbezogenen Lebensmittelversorgung.
Um die angestrebte Regionalisierung der Lebensmittelversorgung umzusetzen, bedarf es einer Revision der derzeit geltenden rechtlichen Regelungen für Schlachtbetriebe. Um lange Transportwege zu verhindern und den lokalen Landwirten wieder eine Chance zu geben, muss hier einiges geschehen. Das Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie ist hier ein richtiger und wichtiger Schritt, um diese unhaltbaren Zustände zu unterbinden. Nur mit einem entschiedenen Vorgehen der Bundesregierung gegen die Missstände an den Schlachtbetrieben, können wir diese Situation wieder in den Griff bekommen. Ich baue auf die Einsicht der Fleischindustrie, die ihre Mitarbeit am Systemwechsel klar formuliert hat. In meinem Ministerium gehen entsprechende Stellungnahmen der Unternehmen ein, die sich auch klar für eine Festanstellung der Mitarbeiter positionieren. Allerdings muss der Staat seiner Aufsichtspflicht nachkommen und die Bereitschaft der Unternehmen auch einfordern, betont die Landwirtschaftsministerin in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Die Achtung vor Lebensmitteln und der Art, wie sie produziert werden ist eine gesellschaftliche Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Das beginnt in den Kindergärten und Schulen, wo ein anderer Umgang mit Lebensmitteln vermittelt werden muss, stellt Ott-Kinast fest. Bei uns zu Hause war Fleisch noch die Ausnahme, während heute der Konsum explodiert ist. Hier sehe ich auch die Verantwortung der Verbraucher und hier erkenne ich ein breites Umdenken hin zu einem bewussten Umgang mit Lebensmitteln.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix