Die globale Konzentration auf die Corona-Pandemie blockiert die notwendigen Maßnahmen gegen die drohende Heuschreckenplage in Afrika.

Aufgrund der Corona-Pandemie ist es ungeheuer schwer geworden, die logistische für Hilfsmaßnahmen zu gestalten, beklagt sich Ayele Sebaro, Nothilfekoordinator für Süd- und Ostafrika. Es gibt kaum noch Flugzeuge und Frachtraum zum Transport von Hilfsgütern oder Pestiziden zur Bekämpfung von Ernteschädlingen. Dazu kommen noch Probleme durch die fast weltweit geltenden Ausgangsbeschränkungen. Die Bauern in den gefährdeten Gebieten Ostafrikas können ist es derzeit nicht möglich, eine koordinierte Bekämpfung der Schädlinge zu organisieren. Sie bekommen keine Flugzeuge für den Pestizideinsatz oder motorisierte Spezialsprühmaschinen. Der Kampf gegen Corona ist sicher gerade in den Hungergebieten Ostafrikas wichtig, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, aber es darf nicht zu einer Vernachlässigung aller anderen Probleme kommen. Die drohende Heuschreckenplage kann durch die Vernichtung von ganzen Ernten zu einer Hungersnot führen, die alle Corona-Probleme in den Schatten stellt. Die derzeitig zu beobachtende Entwicklung der Heuschreckenschwärme sei besorgniserregend und könnte Auswirkungen auf die gesamte Lebensmittelversorgung in Afrika haben, so der Koordinator von SOS-Kinderdörfer. In den Ländern Ostafrikas, vor allem in Kenia, Somalia, Tansania, Südsudan und Äthiopien, herrscht aktuell eine Hungerkrise, die bereits etwa 20 Millionen Menschen betrifft. In Kenia gibt es durch die Heuschreckenschwärme bereits einen Schädlingsbefall und einen Ernteverlust, der alle Probleme der letzten 70 Jahre übertrifft. Und das ist möglicherweise nur der Anfang, so die Hilfsorganisation. Die Vermehrungszyklen der Heuschrecken werde Anfang Mai zu einer Nachfolgegeneration führen, die aufgrund der anstehenden Regenzeit auf das 20-fache der aktuellen Generation anwachsen könne. Die Konsequenzen auf die Aussaat und Ernte werden katastrophal sein. Um die Größenordnungen darzustellen, verweist Sebaro auf folgende Rechnung: ein relativ kleiner Heuschreckenschwarm vom Umfang eines Quadratkilometers, benötigt am Tag eine Nahrungsmenge, die für 35.000 Menschen einen Tag ausreichen würde. Der größte aktuell beobachtete Schwarm bedeckt eine Fläche von 2.400 Quadratkilometern. Es muss alles Notwendige getan werden, damit die Pestizide zur Heuschreckenbekämpfung rechtzeitig in den betroffenen Gebieten ankommen, fordert die Hilfsorganisation. Und wenn wir Erfolg haben, benötigen die Menschen dort weiter Hilfen in Form von Saatgut und Lebensmitteln zur Überbrückung des Zeitraums bis zur ersten Ernte.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix