Für die ARD-Moderatorin Anne Will stellt sich der Verzicht auf Publikum im Studio als größte Veränderung Ihrer Produktionsbedingungen durch die Coronakrise dar.

Die Moderatorin sagte am Freitag (24. April 2020) zum Nachrichtenportal Watson, dass sich die Atmosphäre einer Sendung natürlich sehr ändere, wenn es keine unmittelbare Reaktion aus dem Publikum im Studio mehr gebe. Es sei darüber hinaus für sie persönlich als Moderatorin gar nicht einfach, zugeschaltete Gäste in ihre Diskussionsrunde einzubeziehen. Die sonst hilfreichen eindeutigen Gesten wie die veränderte Körperhaltung eines Studiogastes oder der Blickkontakt würden ja nun wegfallen. Damit hätten sich die Gäste zu normalen Zeiten bemerkbar gemacht, um sich in die laufende Debatte einzuschalten. Doch es gebe nun mal momentan keine andere Lösung, als das Format rein virtuell zu bestreiten. Dafür sei man den Gästen außerordentlich dankbar. Immerhin müssten sie sich auf die etwas erschwerten Bedingungen einlassen.

Frank Plasberg von „Hart aber Fair“ vermeldet Ähnliches. Auch er vermisst den unmittelbaren Kontakt mit seinen Gästen. Die erzwungene Distanz sei für eine Talkrunde extrem belastend, so Plasberg. Das betreffe sowohl ihn als Moderator als auch die Gäste untereinander. Sein Studiogast in der Runde links außen müsse nun in 6,80 m Abstand platziert werden. Es sei enorm anstrengend, unter diesen Bedingungen ein Kraftfeld aufzubauen und Strukturen zu halten. Besonders nach der Sendung spüre er gewaltige und wirklich traurige Veränderungen. In den Minuten nach dem Erlöschen des Rotlichts (Sendungsanzeige der Kameras, Anm. d. Red.) gebe es nun höchstens noch ein rasches „Auf Wiedersehen“. Danach gehe jeder seiner Wege – mit Abstand zueinander. Ein Nachgespräch oder das eigentlich nötige „Ausdampfen“ gebe es nicht mehr. Das sei höchst bedauerlich, so der Moderator.

Maybrit Illner bedauert wie ihre Kollegin Anne Will ebenfalls am meisten das fehlende Studiopublikum. Die Reaktionen ihrer Gesprächsgäste seien nun andere, die ganze Atmosphäre habe sich deutlich verändert, so die ZDF-Talkerin zum Nachrichtenportal Watson. Die technischen Bedingungen seien ebenfalls nicht mehr dieselben, weil etwa Hälfte des Technikpersonals im Studio fehle. Natürlich würden die anderen Kolleginnen und Kollegen von außen zuarbeiten. Doch das sei nicht dasselbe. Sie fühle sich bisweilen wie auf dem „Raumschiff von Major Tom“, so Illner, nur „nicht völlig losgelöst dank ground control“. Sie versuche sich aktuell daran zu gewöhnen: Bei größerem Abstand im Studio müsse sie auch noch die zugeschalteten Gäste berücksichtigen – zeitweise über eine komplette Sendung. Menschen im Homeoffice könnten sich aufgrund eigener Videokonferenzen vielleicht vorstellen, wie spaßig das sei, so die Moderatorin. Ständig frage sie sich: Wer ist an welcher Stelle dran? Meldet sich jemand einfach so wegen einer Zeitverzögerung? Umso wichtiger sei nun das Moderieren. Es schaffe Nähe, Direktheit, Intervention und das nötige Einbinden der Gäste, so Maybrit Illner gegenüber der Watson-Redaktion.

Redaktion poppress.de, A-055824