Die Datennetze in Deutschland haben laut Bitkom bisher keine Probleme mit der Mehrbelastung durch die coronabedingte Zunahme des Datenverkehrs und eine verstärkte Telefonnutzung.

Nick Kriegeskotte, Leiter des Bereichs Infrastruktur und Regulierung des Branchenverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) berichtet in den Montagsausgaben der zur Funke-Mediengruppe gehörenden Zeitungen, dass der Datenverkehr vor dem Hintergrund der Coronakrise innerhalb der letzten zehn Wochen um etwa zehn Prozent zugenommen habe. Das bundesdeutsche Datennetz habe die Mehrbelastung jedoch ohne Engpässe oder Störungen bewältigt.

Eine zusätzliche Nutzung des Datennetzes sei insbesondere tagsüber beobachtet worden. Die Belastungsspitzen wurden nach Angaben von Kriegeskotte in den Abendstunden erreicht, da viele Nutzer zu dieser Zeit Filmdateien streamten.

Außerdem berichtet Kriegeskotte von einem deutlich stärkeren Telefonie-Volumen. Gemäß Bitkom nahm die Sprachtelefonie in den Wochen der Corona-Krise um mehr als die Hälfte zu. Die Netzinanspruchnahme durch mobile Endgeräte haben hingegen nachgelassen, da eine größere Anzahl von Nutzern nunmehr von zu Hause über WLAN aktiv sei.

Hin und wieder, so Kriegeskotte, käme es zwar schon einmal zum Abbruch von Videoverbindungen. Dies sei meistens auf begrenzte Serverkapazitäten einzelner Anbieter zurückzuführen, die aber mittlerweile entsprechende Nachrüstungen vorgenommen hätten.

Ohnehin stellten Tätigkeiten im Homeoffice ganz überwiegend weniger große Anforderungen an die Geschwindigkeit der Datenübertragung. Am anspruchsvollsten seien in diesem Bereich die jetzt häufiger durchgeführten Videokonferenzen. Aber selbst für diese Kommunikationsform genügten nach allen Erfahrungen Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 MBit/s, meint der Bikom-Experte.

Die Anbieter von Video-on-demand-Dienstleistungen hätten darüber hinaus, so Kriegskotte, die Bildauflösung leicht reduziert, so dass einer höheren Anzahl von Nutzern ein gleichzeitiger Zugang zu Film-Streaming-Angeboten ermöglicht werde.

Eine Umfrage des Digitalverbands bei 1.465 der insgesamt 2.700 Bitkom-Mitgliedsunternehmen hat ergeben, dass 58 Prozent aller Familienunternehmen das Homeoffice ohne alle Schwierigkeiten nutzen könne.

Allerdings teilt Sarna Röser, die Bundesvorsitzende des zum Familienunternehmer e. V. gehörenden Verbands „Die Jungen Unternehmer“ mit, dass es im ländlichen Raum durchaus Probleme bei der Datennutzung gebe. Röser verlangt daher einen beschleunigten Ausbau digitaler Infrastrukturen gerade außerhalb von Ballungsgebieten. Denn schon vor der Coronakrise seien die schlechten Datengeschwindigkeiten für zahlreiche Betriebe ein großes Problem gewesen. In Zeiten der Corona-Pandemie sei eine ausreichende digitale Infrastruktur von noch größerer existenzieller Bedeutung für alle Unternehmen. Die Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer befürchtet, dass sich der für lange Zeit hinausgezögerte Ausbau digitaler Strukturen in Nicht-Ballungsgebieten als zusätzliche Belastung für die Volkswirtschaft Deutschlands erweisen dürfte.

Redaktion poppress.de, A. Camus