Wegen der Corona-Pandemie macht sich in der deutschen Verkehrswirtschaft zunehmend Unmut mit den Arbeitsbedingungen für die Berufskraftfahrer breit.

Für schlechte Stimmung sorgt bei Vertretern der Branche das geltende Fahrverbot am Wochenende, und auch die von Land zu Land unterschiedlichen Regelungen sorgen bei ihnen für Verärgerung, wie die Tageszeitung „Die Welt“ in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet. Wie Raimund Klinkner, der Vorsitzende des Präsidiums des Deutschen Verkehrsforums, in einem Gespräch mit der „Welt“ erklärte, stelle beispielsweise eine Fahrt mit dem Lkw vom Rostocker Ostseehafen zum Binnenhafen Duisburg eine „Irrfahrt durch mehrere Bundesländer mit unterschiedlichen Bestimmungen“ dar.

Tatsächlich darf der Lkw im mecklenburg-vorpommerschen Rostock seine Fahrt auch an einem Sonntag antreten, denn das Bundesland hat das Sonntagsfahrverbot seit dem zweiten Lockdown außer Kraft gesetzt. Auch in Nordrhein-Westfalen ist das so der Fall, und so könnte der Lkw sein Ziel im Ruhrgebiet eigentlich ohne Probleme erreichen. Aber auf dem Streckenabschnitt dazwischen, in Niedersachsen, geht das nicht, weil die dortige Landesregierung bislang keine entsprechenden Änderungen an den Verordnungen vorgenommen hat. Dort gilt also weiterhin das Fahrverbot an Sonntagen. „Es würde viel Sinn ergeben“, sagte Klinkner, „temporär das Sonntagsfahrverbot im gesamten Bundesgebiet aufzuheben.“ Immerhin gehe es hier nur um eine reine Beschlusssache, die „in zwei oder drei Tagen“ abgeschlossen sein könne, wenn die Bundesländer es denn nur auch wollten.

Auch die derzeit geltenden Regeln zur Quarantänepflicht für die Lkw-Fahrer betrachtet man beim Deutschen Verkehrsforum mit Skepsis. Zum Beispiel gilt in Bayern eine sogenannte 24-Stunden-Regel für das Transportgewerbe. Das bedeutet, dass ein aus einem Risikogebiet kommender Lkw das Bundesland innerhalb dieser Zeit wieder verlassen haben muss, damit für den Fahrer keine Quarantäne droht. In anderen Bundesländern gelten andere Fristen, in Baden-Württemberg etwa sind es drei Tage. „Generell sollte gelten: Testen vor Quarantäne“, verlangte Klinkner im Gespräch mit der „Welt“. Die mangelhafte Abstimmung zwischen den einzelnen Bundesländern hinsichtlich der Quarantäne-Regeln bedeute „einen extrem hohen Aufwand für die Firmen“, klagte er. Die Kosten stünden für die Unternehmer in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu der zu leistenden Arbeit.

Der Präsidiumsvorsitzende des einflussreichen Verkehrsforums forderte daher die Festlegung möglichst sogar EU-weit geltender, einheitlicher Standards. Klar geregelte Hygienestandards und zumindest bundesweit einheitlich geltende Bestimmungen seien erforderlich. „Wir müssen neue Einrichtungen kreieren“, appellierte Klinkner. Beispielsweise ließen sich auf Autohöfen oder an großen Umschlagzentren mobile Corona-Teststationen einrichten. Wenn nichts unternommen werde, fuhr Klinkner fort, dann würden insbesondere die kleinen Unternehmen der Branche große Probleme bekommen. Das Transportgeschäft sei ohnehin extrem margenarm, und für so manchen Betrieb könne die Lage „rasch grenzwertig werden“, stellte er fest. Die engen Margen würden, zusammen mit dem derzeit hohen Aufwand für das Tagesgeschäft, Insolvenzen verursachen.

Redaktion poppress.de, A-1010413