Deutscher Reiseverband (DRV) befürchtet durch die neuen Quarantäneregelungen einen zweiten Lock-Down für den Tourismus.

Die verschärften Quarantäne-Regelungen für Auslandsreisen, die ab dem 1. Oktober gelten, kommen einem zweiten Lock-Down für die Reisewirtschaft gleich, warnt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reisverbands. Die Maßnahmen der Bundesregierung stehen in keinem Verhältnis zu der aktuellen Risikolage, bemängelt der Tourismus-Manager gegenüber dem „Handelsblatt“.
Seit dem 1. Oktober gilt bei Reisen in Risikogebiete eine automatische häusliche Quarantänepflicht von mindestens fünf Tagen. Erst nach Ablauf dieser Frist kann ein negativer Corona-Test zu einer Aufhebung der Quarantäne führen. Diese grundsätzliche Fünf-Tage-Sperrfrist kommt im Endeffekt einer Reisesperre gleich, mahnt Fiebig. Stattdessen sollten die Corona-Testkapazitäten an den Transitzentren deutlich ausgeweitet werden. Es macht doch keinen Sinn, die Menschen mit einem negativen Testergebnis in die Zwangsquarantäne zu schicken, protestiert der Vertreter der Reisewirtschaft. Nur erhöhte Testkapazitäten können auf die Dauer einen Anstieg der Infektionszahlen durch Auslandsreisen verhindern. Niemand kann die Einhaltung der Quarantänevorschriften durch die Reisenden überprüfen, während ein Testergebnis eine sofortige und angemessene Reaktion ermöglicht.
Durch die neuen Regelungen kommt es, trotz der Aufhebung der allgemeinen Reisewarnung für über 140 Länder weltweit, zu keiner Entspannung für die Tourismuswirtschaft. In der anstehenden Herbst- und Wintersaison erwartet Fiebig eher eine weitere Belastung der Branche durch die Reisewarnungen für viele europäische Reiseziele. Weder Urlaubs- noch Geschäftsreisen sind derzeit planbar, da sich die Situation täglich verändern kann. Wenn jetzt die klassischen Winterurlaubsziele in den Alpen auch noch wegfallen, wir dies ernsthafte Konsequenzen für viele Reiseunternehmen haben.
Diese Regelungen kommen einem Berufsverbot gleich, kritisiert der Manager im „Handelsblatt“. Ohne Reisen ins Ausland schafft sich die Branche selbst ab. Es gibt kaum eine Nachfrage und auch kein Angebot. Und ohne Umsatz werden alle Maßnahmen der letzten Monate zur Überwindung der Corona-Krise für die Reiseveranstalter und die Reisebüros nutzlos. Es wird eine Insolvenzwelle geben, nach der nicht mehr viel von der Branche übrig sein wird, warnt Fiebig eindringlich. Derzeit geht der Deutsche Reiseverband davon aus, dass jedes zweite Reiseunternehmen von der Insolvenz bedroht ist. Bei Reisebüros sind es sogar 70 Prozent, klagt der Manager.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix