Der Insolvenzverwalter von Wirecard, Michael Jaffé, hat in einem Schreiben an die verbliebene Belegschaft gegen einen Teil des alten Managements schwere Vorwürfe erhoben.

Gemäß einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ für die Ausgabe am Montag, 26.10.2020, schreibt Michael Jaffé, dass der Konzern in den Monaten vor der Insolvenz leergeräumt worden sei, was bedeute, dass die früheren Verantwortlichen das Geld systematisch beiseite geschafft hätten.

In seinem Brief hat Michael Jaffé keine Namen genannt, nach Angaben aus Kreisen von Wirecard sei jedoch völlig klar, auf wen der Vorwurf vor allem abzielen würde, und zwar auf den Ex-Vorstand Jan Marsalek, welcher sich vor vier Monaten abgesetzt hat sowie seinem Umfeld. Es würde so aussehen, dass er sich für den Rest des Lebens verstecken wolle. Angeblich soll er sich in Russland aufhalten. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt, eine jahrzehntelange organisierte Flucht müsse finanziert sein und dafür würde Geld benötigt, welches er sich mit der Unterstützung von Vertrauten bei Wirecard beschafft habe. Der Ex-Vorstand von Wirecard Jan Marsalek ist 40 Jahre alt. Im Umfeld der Ermittler, Anwälte und Wirtschaftsprüfer, welche den Fall Wirecard untersuchen, wird von zahlreichen verdächtigen Geldflüssen, insbesondere im Zeitraum von Ende 2019 bis zur Insolvenz Mitte 2020, gesprochen. Das gilt vor allem für die hohen Kredite, welche sich über weit mehr als eine halbe Milliarde Euro belaufen und den Geschäftspartnern in Asien gewährt worden sind.

In seinem Rundschreiben kündigte Michael Jaffé zugleich an, dass der Verkauf des Kerngeschäfts von Wirecard bald erfolgen würde. Mit einer Entscheidung sei spätestens im November 2020 zu rechnen und den Beschäftigten Klarheit bringen werde. Man würde sich in der Entscheidungsphase befinden, die Prüfungen durch die beiden Interessenten wären weit vorangekommen, führte Michael Jaffé weiter aus.
Dem Insolvenzverwalter ist diese Woche der Verkauf des Konzern-Ablegers Wirecard North America für über 300 Millionen Euro gelungen. Mit dem Verkauf fließt erstmals viel Geld in die leere Konzernkasse. Michael Jaffé hat in einem Rundbrief an die Belegschaft geschrieben, dass das Insolvenzverfahren ohne jegliche Liquidität begonnen habe. Nach den Angaben aus den Unternehmenskreisen würden die Einnahmen durch den Verkauf des Nordamerika-Geschäfts auch die Aufklärung der dubiosen Geldflüsse erleichtern.

Redaktion poppress.de, Ever True Smile