Heidi Reichinnek fordert mehr Ehrlichkeit über Krankheit in der Politik

Heidi Reichinnek, Fraktionsvorsitzende der Linken, schildert offen, wie ihre Migräne sie im politischen Alltag einschränkt – und macht sich für einen ehrlicheren Umgang mit gesundheitlichen Problemen in Spitzenpositionen stark.

heute 00:02 Uhr | 17 mal gelesen

Wenn man Heidi Reichinnek zuhört, spürt man sofort, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt – schon gar nicht, wenn es um ihre eigene Gesundheit geht. In einem Gespräch mit der "Rheinischen Post" erklärte sie, dass ihre Migräne meistens wie ein ungebetener Gast auftritt: "Die Schmerzen treffen mich oft mit voller Wucht. Absagen? Kommt kaum in Frage, da läuft schließlich der politische Betrieb weiter." Statt auszusetzen greift sie zu Sumatriptan, einem kräftigen Medikament, das zwar Symptome lindert, aber auch Nebenwirkungen wie Konzentrationsstörungen mit sich bringt. Ihre Offenheit ist selten in der Politik – das weiß sie selbst. Reichinnek findet, dass ein entspannterer Umgang mit Schwächen oder Erkrankungen im „Haifischbecken Politik“ wünschenswert wäre, wenn auch freiwillig. "Das muss jede und jeder für sich entscheiden, vielleicht ist es manchmal der größere Mut, über Schwächen zu sprechen als sie zu verschweigen," sagt sie. Gerade Migräne, oftmals abgetan und insbesondere bei Frauen nicht ernst genommen, verdient ihrer Ansicht nach mehr Sichtbarkeit. Sie verweist auch auf Endometriose – eine weitere Erkrankung, die viele betrifft, aber kaum jemand anspricht. Es ist fast, als hätte sie genug von der Erwartungshaltung, dass Politikerinnen und Politiker „unzerstörbar“ sein müssen. Vielleicht bräuchte es mehr Ehrlichkeit – auch, um Erkrankungen zu entstigmatisieren.

Heidi Reichinnek nimmt mit ihrer offenen Schilderung der eigenen Migräne-Erkrankung eine für die Politik eher ungewöhnliche Haltung ein. Sie beschreibt den Spagat zwischen Termindruck und gesundheitlichen Einschränkungen, setzt sich für mehr Transparenz und Verständnis bei gesundheitlichen Themen in Führungsrollen ein und sieht besonders Frauen mit ihren Beschwerden häufig nicht ausreichend ernst genommen. Weitere aktuelle Diskussionen befassen sich damit, dass Erkrankungen wie Migräne und Endometriose nicht nur individuelles Leid, sondern auch ein gesellschaftliches Thema sind – die Debatte um mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz von gesundheitlichen Problemen in Politik und Öffentlichkeit gewinnt an Fahrt. Neue Berichte zeigen, dass bundesweit vermehrt Politikerinnen und Politiker für mehr Offenheit plädieren und Gesundheitsinitiativen fordern, darunter bessere Arbeitsbedingungen und spezifische Angebote für Betroffene. Außerdem wächst das Bewusstsein, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer sich oft nicht trauen, mit Krankheit offen umzugehen – das verstärkt den Ruf nach Kulturwandel und flächendeckender Enttabuisierung.

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