In der Szene spricht sich herum: Der litauische Raumfahrtbereich boomt – beinahe man mag es übersehen, wie unaufgeregt aus 26 Millionen Euro in 2022 plötzlich knapp 35 Millionen wurden. Mehr als 40 Firmen und Forschungslabore, ein beachtlicher Batzen an frischen ESA-Verträgen (rund zwei Drittel allein 2024 und 2025!) – und irgendwie noch immer das Gefühl: Da geht noch mehr.
Egle Elena Sataite von SpaceHub LT bringt es auf den Punkt: Nach den ersten CubeSats 2014 und den neuen ESA-Deals will das kleine Land nicht länger nur mitmischen, sondern Zeichen setzen. Die Teilnahme an Europas wichtigster B2B-Raumfahrtmesse versteht man als Startschuss für neue Partnerschaften und einen offenen Dialog über litauisches Know-how.
Acht Akteure sind beim Gemeinschaftsstand am Start. Delta Biosciences etwa forscht an radikal neuen Medikamenten – erstmals wird getestet, wie sich Strahlenbelastung auf Pharmazeutika im All auswirkt. Die Ideen sind erstaunlich vielseitig: Software von Novian PRO, recyclingoptimierte Materialschleifen bei Novitera, strahlensichere Solarzellen von SCM Solutions, weltraumtaugliches Fooddesign aus gefriergetrocknetem Gemüse und Eiscreme (Super Garden!)… Realistische Hightech-Nischen, die trotzdem oft ein bisschen so klingen, als hätte ein Sci-Fi-Autor sie am Schreibtisch ausgesonnen. Auch Forschungsgiganten wie das FTMC und das Energieinstitut machen mit – ein Querschnitt von Grundlagenforschung bis nutzerorientierter Lösung.
Witzigerweise führte der litauische CubeSat-Vorstoß 2014 direkt zur Geburt von NanoAvionics – binnen eines Jahrzehnts vom Startup zum globalen Player und für 122,5 Millionen Euro an Großaufträge gebunden. Daran sieht man: Der Weg nach oben erfolgt hier selten geradlinig. Es entstehen Netzwerke, Spin-Offs und Schnittmengen mit Laser- und Optikbranchen (wie bei Astrolight oder Integrated Optics), aber auch mit Sektoren wie Kreislaufwirtschaft oder digitaler Mobilität.
Eine Besonderheit: Litauen setzt auf Vernetzung und gezielte Ausnutzung eigener Stärken, statt riesige Summen in eine „vertikale“ Eigeneroberung zu pumpen. Der ESA-Beitritt 2021 war ein Katalysator, der nicht nur Geld, sondern Zugang und Gestaltungsräume brachte. Mit dem früheren Premier als EU-Kommissar spielt Litauen sogar bei der Formulierung künftiger Raumfahrtregeln in Europa mit.
Fakt ist: Kaum ein anderes kleines Land kann so schnell mit großen Aufträgen, kreativer Wissenschaft und politischem Rückhalt aufbieten, was inzwischen echtes Raumfahrt-Ökosystem genannt werden darf.
PS: Für die, die in Bremen netzwerken wollen: Einfach beim Gemeinschaftsstand vorbeischauen, vielleicht ergibt sich mehr als ein nettes Gespräch.
Litauen baut seine Rolle in der europäischen Raumfahrt stetig aus: Mit dem Schritt von ersten CubeSats im Jahr 2014 hin zu einer Branche, die innerhalb von nur zwei Jahren mehr als 50 ESA-Verträge etabliert hat, zeigt das Land eine bemerkenswerte Entwicklung. Der ESA-Beitritt 2021 brachte den entscheidenden Schub, sodass Unternehmen wie NanoAvionics heute weltweit als Zulieferer gefragt sind, während innovative Startups unter anderem Medizinprodukte für Astronaut:innen, Recyclinglösungen für Hightech-Industrien und neue Ansätze für Weltraumnahrung entwickeln. Parallel dazu bringt die enge Verzahnung von Politik (u.a. über den ehemaligen Premier als EU-Kommissar), Wissenschaft und Wirtschaft eine Dynamik, die Litauen auf der Space Tech Expo und darüber hinaus zu einem ernstzunehmenden Mitspieler macht.
Zusätzliche Recherche:
- Laut "Deutsche Welle" positionieren sich kleinere europäische Staaten zunehmend als agile Innovationszentren für Raumfahrttechnologien, wobei Litauen als Beispiel für kluge Netzwerk- und Kooperationsstrategien gilt (Quelle: https://www.dw.com).
- Die "FAZ" berichtet aktuell vermehrt über die Rolle regionaler Allianzen und die Herausforderungen beim Zugang zu internationalen Fördermitteln für Raumfahrtprojekte, besonders in mittel- und osteuropäischen Ländern (Quelle: https://www.faz.net).
- Zeit.de beleuchtet den Trend, dass in der neuen europäischen Raumfahrtpolitik kleinere Länder wie Litauen gezielt in Versorgungslücken und technologische Nischen stoßen, mit Fokus auf Laserkommunikation und autonome Satellitensteuerung (Quelle: https://www.zeit.de).