Seit bald einem Jahrzehnt würdigt der Innovationspreis Niedersachsen Pioniergeist und neue Wege, die zwischen Labor und Wirtschaft Brücken bauen – wobei Innovationen möglichst auch zum Überleben komplexer Krisen wie globalen Pandemien beitragen sollen. Diesmal standen biotechnologische Ansätze im Rampenlicht. Avocet Bio aus Göttingen beeindruckte mit einer flexiblen RNA-Editierungsmethode, die Viren gezielt ausschaltet und bei Bedarf schnell auf neue oder mutierte Erreger angepasst werden kann. Mich erinnert das an die Korrekturfunktion eines Texteditors – nur eben im Zellkern, anstelle einer fehlerhaften Textpassage springt hier ein spezielles Enzym ein. Anders, aber thematisch eng verwandt, ist das iGUARD-Projekt: Das Entwicklerteam aus MHH und Fraunhofer ITEM schickt spezielle, patentierte RNA-Wirkstoffe per Inhalation direkt dorthin, wo Lungenerkrankungen wüten. Die Hoffnung: Weniger Nebenwirkungen, gezieltere Hilfe für Menschen mit schweren Atemproblemen.
Minister Grant Hendrik Tonne hebt die Bedeutung mutiger Forscherfiguren für ein innovationsfreudiges Niedersachsen hervor. Sein Kollege aus dem Wissenschaftsressort, Falko Mohrs, betont, wie wichtig robuste Netzwerke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind – oft entsteht das Neue erst in den Grenzbereichen, wo sich Experten die Hände reichen, manchmal sich auch wundreiben, um die beste Lösung zu finden.
Sechs Projekte waren nominiert, jeweils drei aus den Bereichen „Schlüsseltechnologien“ und „Wissens- und Technologietransfer“. Auch sehr spannend: Im Rennen waren unter anderem eine hyperspektrale Kamera für intelligenteres Sortieren von Plastikmüll (HAIP Solution, Hannover), ein ultraleichter Wasserstofftank für Flugzeuge (INVENT, Braunschweig) oder Waternet (Uni Oldenburg), das Städte und Versorgern beim klugen Umgang mit Wasser helfen will. Die Gewinnerteams erhalten neben der symbolischen Wertschätzung jeweils 20.000 Euro und einen persönlichen Imagefilm, der Lust auf mehr machen soll. Für Niedersachsen.next, das dahinterstehende Innovationsnetzwerk, ist der Preis ein Signal nach innen und außen: Hier entstehen Ideen, die morgen relevant sein könnten – manchmal global.
Der Innovationspreis Niedersachsen 2025 stellt biotechnologische Fortschritte gegen Viruserkrankungen in den Vordergrund: Avocet Bio entwickelt eine variabel einsetzbare Methode zur RNA-Zerstörung von Krankheitserregern, während das iGUARD-Konsortium inhalierbare RNA-Wirkstoffe gegen Lungenerkrankungen entwickelt. Beide prämiierten Innovationen könnten zukünftig Pandemien eindämmen oder chronisch Betroffenen neue Wege der Therapie eröffnen. Die Auszeichnung unterstreicht den hohen Stellenwert von Transferprojekten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – laut aktuellem Stand sind gerade Schnittstellenbereiche zwischen Biotech, Medizin und Digitalisierung die größten Hoffnungsträger in der deutschen Innovationslandschaft.
Neue Recherchen zeigen, dass die niedersächsische Biotechnologieszene bundesweit zunehmend Beachtung findet: Gerade bei der Pandemievorbereitung sind Plattformtechnologien zur schnellen Anpassung an neue Viren derzeit besonders gefragt (vgl. jüngste Entwicklungen an der TU Braunschweig sowie ähnliche Forschungsprojekte an der Universität Hannover). Im Rahmen europäischer Förderprogramme – insbesondere im Kontext der Europäischen Biotechstrategie 2030 – fließen seit Kurzem verstärkt Mittel in regionale Cluster, was wiederum die Attraktivität Norddeutschlands für Hightech-Gründungen erhöht. Auch der Medizintechnik-Sektor rund um Hannover und Göttingen erlebt durch Start-ups wie Avocet Bio einen deutlichen Schub, was laut Branchenexperten langfristig die Versorgung in ganz Deutschland effizienter und resilienter machen könnte.