Digitale Bildung in Mecklenburg-Vorpommern: Wie das Calleo Institut neue Wege in der Lehrerfortbildung geht – und warum andere Bundesländer hinschauen sollten

Deutsch Evern – Während Mecklenburg-Vorpommern mit unterschiedlichen Voraussetzungen an seinen Schulen und einer zunehmenden Forderung nach Digitalisierung konfrontiert war, entstand der Bedarf nach passgenauen Fortbildungen für Lehrkräfte. Das Calleo Institut spielte bei der Entwicklung eines landesweiten Qualifizierungsprogramms eine zentrale Rolle. Welche Erkenntnisse und Strukturen daraus hervorgingen und was andere Länder daraus lernen könnten, verrät dieser Bericht.

heute 11:03 Uhr | 26 mal gelesen

Wer hätte 2019 gedacht, wie radikal rasch sich der Schulalltag plötzlich ändern würde? Mecklenburg-Vorpommern, ohnehin nicht gerade für seine IT-Durchdringung berühmt, stand plötzlich vor dem Problem: Unterricht mit möglichst wenig Kontakt, aber nicht weniger Anspruch. Ein digitaler Flickenteppich offenbarte sich – an manchen Schulen flackerte stolz das interaktive Whiteboard, andere bastelten weiterhin am Beamer oder mühten sich mit privat angeschafften Technologien ab. Was niemand so richtig wusste: Wie viel Digitalisierung ist wirklich alltagstauglich und nützt sie auch jedem Fach gleichermaßen? Hier kam das Calleo Institut ins Spiel, vielleicht so etwas wie der Strippenzieher hinter den Kulissen der landesweiten Bildungswende. Und das sagen sie dort selbst: Es reicht nicht, ein paar technische Tools zu erklären. Lehrkräfte sollen merken, wie digitale Methoden die eigene Arbeit tatsächlich erleichtern – und zwar fachspezifisch und ohne, dass man gleich Informatik studiert haben muss. Während der Pandemie fanden dann schon 6.000 Lehrende zu kurzen Erklärvideos, offensichtlich ein Tropfen auf den heißen Stein, aber doch ein Anfang. Daraus bastelte Calleo gemeinsam mit dem IQ M-V ein breiter angelegtes Konzept: weg von Einheitsbrei, hin zu abgestimmten Fortbildungen, vom Grundlagenseminar bis zur Spezial-Session für das eigene Fach. Besonders interessant: Schon der Start war alles andere als ein Feldversuch unter Idealbedingungen. Vier Schulen aus ganz verschiedenen Bereichen – Förderschule, Grundschule, Regionalschule, Gymnasium – machten unter wissenschaftlicher Begleitung einen Jahr lang mit, am Ende der Pilotphase winkten beeindruckende Zahlen. 92 Prozent der Teilnehmenden fühlten sich deutlich sicherer im digitalen Unterricht. Die Landesregierung griff zu und gab grünes Licht für die Ausweitung – und übernahm gleich die komplette Finanzierung. Chancengleichheit, plötzlich kein leeres Schlagwort mehr. Das Fortbildungsprogramm ist flexibel angelegt. Jede Schule bestimmt am Anfang, was ihr wirklich fehlt: Technikausstattung, Know-How oder doch nur die Scheu vor Tools? Das Angebot reicht von Basics bis zu tiefgehenden Fachfortbildungen. Und fast noch wichtiger: Die Trainings übernehmen Lehrkräfte, die selbst mitten in der Praxis stehen. Dazu wurde das Ganze nicht als Strohfeuer konzipiert – Lehrvideos und Materialien bleiben bis zu zehn Jahre nutzbar. Wer also heute einsteigt, kann in ein paar Jahren noch profitieren. Was inzwischen feststeht: Fast die Hälfte aller öffentlichen Schulen im Land hat inzwischen teilgenommen, über 5.000 Lehrkräfte erhielten neue Impulse. Die Auswertung ergab vier Schlüsselfaktoren: Kollegiale Trainings statt anonymer Experten, laufende Aktualisierung etwa um KI-Themen, Verknüpfung mit technischer Ausstattung und freiwillige, langfristige Weiterbildung. Offenbar überzeugt das so sehr, dass 90 Prozent der Schulen nach dem offiziellen Programm weitermachen wollen. Das vielleicht Wichtigste aber: Digitalisierung greift nur, wenn sie gemeinsam gedacht und passgenau umgesetzt wird. Mecklenburg-Vorpommern hat gezeigt, dass mit der richtigen Portion Pragmatismus und Zusammenarbeit selbst unterschiedlichste Schulen profitieren können – ein Ansatz, der auch anderswo funktionieren könnte, wenn man den Mut zur Individualisierung und Kooperation aufbringt.

Das Calleo Institut entwickelte gemeinsam mit dem IQ M-V ein modulares, bedarfsorientiertes Fortbildungssystem für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen in Mecklenburg-Vorpommern. Das Programm zeichnete sich durch Flexibilität, Praxisnähe und nachhaltige Strukturen aus, da es sowohl digitale Grundlagenschulungen als auch fachspezifische Vertiefungen und langfristig verfügbare Materialien bietet. Über 215 Schulen und 5.300 Lehrkräfte haben das Angebot bislang genutzt, wichtige Erfolgsfaktoren sind die Einbindung von Lehrenden als Trainer, die Synchronisation mit technischer Ausstattung und die Integration aktueller Themen wie künstliche Intelligenz; das Modell wird kontinuierlich weiterentwickelt und stößt bei den Schulen auf anhaltend hohe Akzeptanz und Nachfrage. (Tiefer recherchiert): Mecklenburg-Vorpommern profitiert im Digitalpakt besonders von zusätzlichen Landesmitteln, die in Infrastrukturmaßnahmen, aber auch gezielt in Fortbildungsangebote investiert werden. In bundesweiten Vergleichen wird die Bedeutung von nachhaltigen, maßgeschneiderten Qualifizierungskonzepten betont, vor allem angesichts der deutlichen Unterschiede in der digitalen Ausstattung zwischen Stadt und Land. Das Thema Datenschutz bleibt dabei zentrale Herausforderung, einige Experten fordern zudem eine bundesweit engere Koordination bei der Entwicklung von digitalen Lernplattformen, damit erfolgreiche Modelle wie das des Calleo Instituts schneller adaptiert werden können.

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