Deutschlands Kurs: Neue Allianzen am Golf – Reiches Mission für die Zukunft

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) besucht aktuell die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Katar, um die Zusammenarbeit in Wirtschaft und Energie auf ein neues Level zu heben.

heute 09:55 Uhr | 25 mal gelesen

Ehrlich gesagt – fast könnte man meinen, Deutschland wache endlich aus seinem Dornröschenschlaf auf, zumindest wenn es um Allianzen gen Golf geht. Reiche betont, angesichts weltweit brodelnder Konfliktherde müsse das eigene Land Partnerschaften nicht nur bewahren, sondern mutig ausbauen. Die Emirate und Katar bieten dabei alles, was das Herz der deutschen Wirtschaftspolitik begehrt: Schwung, Geld und einen Hang zu Visionen, die über den Horizont hinausreichen. Ganz beiläufig schwingt ihr Statement mit: Deutschland will wieder auf rationale Wirtschaftsführung und optimistische Reformen setzen – also zurück zu alten Tugenden, aber mit neuem Anstrich. Von Sonntag bis Mittwoch ist Reiche samt Tross unterwegs. Im Fokus stehen Gespräche in Abu Dhabi, zum Beispiel mit Sultan Al Jaber (Minister für Industrie und kühne Technologieträume) und Mohamed Al Suwaidi, dem Mann fürs große Geld. In Dubai übernimmt sie die Leitung der zwölften emiratisch-deutschen Wirtschaftskommission – wie oft so ein Gremium wohl in anderen Ländern Furore macht, weiß man ja selten. In Doha werden mit der Handelskammer und den qatarischen Wirtschaftseliten die Fäden weitergesponnen. Interessant: Die Emirate führen im Golf die Handelsstatistiken an; Katar bleibt ein stabiler Verbündeter. Mit im Gepäck: Martin Blessing (Kanzler-Flüsterer in Investitionsangelegenheiten), Christoph Ploß (Mr. Maritime Wirtschaft) und diverse Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft. Da kann man nur hoffen, dass nicht nur Visitenkarten ausgetauscht, sondern tatsächlich Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Reiche strebt mit ihrer Reise einen Ausbau strategischer Wirtschafts- und Energiepartnerschaften an, besonders vor dem Hintergrund instabiler geopolitischer Verhältnisse. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar gelten aktuell als die wichtigsten Handelspartner Deutschlands am Golf – während die Emirate ökonomisch führend sind, bleibt Katar durch seine Energiemärkte bedeutsam. In den letzten zwei Jahren hat gerade die Energieversorgung neue Dynamik erfahren: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bezog Deutschland erstmals Flüssiggas aus Katar und festigte somit seine Abhängigkeit von alternativen Energiequellen (z.B.: LNG-Terminals).
Jüngste Medienberichte zeigen, dass die ambitionierten Pläne der Bundesregierung nicht nur auf neue Gasdeals abzielen – auch Zukunftstechnologien wie grüne Energie oder Wasserstoff spielen in Kooperationen mit Golfstaaten eine Rolle. Währenddessen wächst im Bundestag wie in Teilen der Zivilgesellschaft aber auch die Skepsis, wie eng Deutschland mit autokratisch regierten Ländern zusammenarbeiten sollte. In Summe bleibt der Spagat zwischen ökonomischer Notwendigkeit, sicherheitspolitischen Anforderungen und Werten ein kontrovers diskutiertes Thema.

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