Frisch erschienen und durchaus ernüchternd: Die repräsentative Befragung von TERRE DES FEMMES, einer der bekanntesten Fürsprecherinnen für Frauenrechte in Deutschland, und dem Mobilitätsanbieter Bolt. Mehr als zweitausend Menschen wurden zwischen Ende September und Anfang Oktober befragt. Das Ergebnis: Die nächtliche Fortbewegung ist für viele Frauen eine Gratwanderung zwischen Vorsicht und Mut. Interessant fand ich, dass fast die Hälfte der Frauen eigene Wege oder Verkehrsmittel meidet, einfach weil das Bauchgefühl Nein sagt – ganz besonders, wenn Bus oder Bahn im Spiel sind. Die Vorstellung, im Dunklen an einer verlassenen Haltestelle zu stehen, fühlt sich für viele schlicht falsch an.
Das Geheimnis der nächtlichen Wahl
Während Männer vor allem auf Angebotsvielfalt und Erreichbarkeit schauen, steht bei Frauen das Thema Sicherheit weit oben: 48 Prozent gaben an, dass die eigene Unversehrtheit für die Wahl des Heimwegs entscheidend ist. Der Preis? Spielt dagegen eine erschreckend kleine Rolle – nur 6 Prozent priorisieren ihn. Vielleicht ist das eine Zahl, die eigentlich erschüttern sollte. Persönlich frage ich mich manchmal, wie viele Abende in der Stadt mir (und anderen) entgehen, weil die Hemmschwelle, nachts 'rauszugehen, zu hoch erscheint.
Von Schutzritualen und abgesagten Nächten
Stille Gesten der Vorsicht prägen die Nacht: Ein 'Subway-Shirt' im Gepäck – also Kleidung, die nur für den Weg nach Hause gedacht ist – gehört für viele zur Standardausrüstung. Fast jede fünfte Frau passt den Look dem Anlass an – nicht, um aufzufallen, sondern um möglichst wenig aufzufallen! Für viele gehört es dazu, lauter zu telefonieren oder die Schritte zu beschleunigen, sobald die Füße auf Fliesen hallen. Und: Über 40 Prozent der Befragten haben sich schon einmal selbst zur Absage gezwungen, weil sie sich nicht sicher gefühlt haben. Das ist, ehrlich gesagt, ziemlich bedrückend.
Der digitale Hoffnungsschimmer
Digitale Tools und Apps werden hoch geschätzt, solange sie nachvollziehbar informieren und Schutz bieten. Besonders positiv bewerten Frauen geprüfte Fahrer-Profile, das Anzeigen von Fahrzeugdaten, Möglichkeiten zur Strecken-Teilung und einen klar erreichbaren Notfall-Support. So trivial das klingen mag: Die Transparenz einer App (wo, wann, wer) kann im Ernstfall ein Stück Erleichterung oder gar Sicherheit schenken. Laut Bolt-Geschäftsführer Christoph Hahn ist Technologie längst nicht nur ein Fahrer-Vermittler, sondern kann entscheidend helfen, Vertrauen wiederherzustellen.
Der Blick auf die große Aufgabe
Was bleibt hängen? Die Studie ist Zündstoff und Auftrag zugleich. Solange städtische Strukturen nachts unsicher wirken, bleiben Freiräume ungleich verteilt. Klar, ein App-Button kann nicht alles lösen – dafür braucht es politische Entschlossenheit für bessere Beleuchtung, Stadtplanung und letztlich das Gefühl, dass niemand ausgeschlossen wird, bloß weil sie nachts unterwegs sein will. Sicher ist: Bewegungsfreiheit darf nicht zur Mutprobe werden – weder heute noch morgen.
Kurzer Blick hinter die Kulissen
Die Ergebnisse stammen von über zweitausend Erwachsenen, die online befragt und nach Alter, Geschlecht und Regionen quotiert wurden. Damit sollen die Werte tatsächlich die Bevölkerung abbilden. Die Resultate, so nüchtern sie daherkommen mögen, zeigen: Da ist noch ziemlich viel zu tun.
Pressekontakt:
Gülin Erdogan (guelin.erdogan@bolt.eu), Tel: +49 (0)1724657554
Originalmeldung: Bolt via news aktuell
Die Studie von TERRE DES FEMMES und Bolt beleuchtet, wie Angst vor Übergriffen Frauen davon abhält, nachts in deutschen Städten mobil zu sein. Vor allem das Fehlen von Beleuchtung, das Unbehagen vor menschenleeren Orten und die Unsicherheit im ÖPNV führen dazu, dass fast jede zweite Frau schon einmal auf eine nächtliche Fahrt verzichtet hat. Digitale Lösungen wie Fahrten-Tracking, Notfall-Buttons und verifizierte Fahrer:innen gewinnen zwar an Bedeutung, können strukturelle Probleme – wie mangelhafte Stadtplanung und fehlende gesellschaftliche Sensibilisierung – aber nur teilweise ausgleichen. Laut aktuellen Recherchen in großen deutschen Medien (siehe unten bei 'Erweiterung') wird die Thematik von mehreren Seiten aufgegriffen: Es gibt Diskussionen um neue Sicherheitskonzepte im Nahverkehr, Berichte über innovative technologische Ansätze für mehr Schutz und Runden zu feministischer Stadtplanung. So steht auch im Zentrum der Fachdebatte, wie die subjektive und objektive Sicherheit für Frauen im städtischen Raum verbessert werden kann – etwa durch bessere Beleuchtung, niedrigschwellige Notrufsysteme und mehr gesellschaftliches Bewusstsein. Gleichzeitig werden Stimmen lauter, die betonen, dass Sicherheit und Teilhabe nicht voneinander zu trennen sind, sondern Grundbedingungen dafür, dass Frauen am sozialen, beruflichen und kulturellen Leben teilnehmen können.