Manchmal sind es die einfachen Dinge, die im Gedächtnis bleiben. Beispielsweise, wenn Karl-Heinz Banse, seines Zeichens Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, trocken erklärt, kein Land könne es sich leisten, erst in der Lage zu handeln – vielmehr müsse Vorsorge das Gebot der Stunde sein. Bedrohungen, sei es geopolitischer, klimatischer oder technologischer Natur, ändern sich fortlaufend. Umso dringlicher werde das Verständnis dafür, dass jeder Bürger zuerst für den eigenen Selbstschutz verantwortlich ist – eine Fähigkeit, die man lieber früher als später erlernt. In Japan, so berichtet Banse aus erster Hand, sei diese Fähigkeit Teil des kollektiven Alltags. Es wirkt fast ein wenig ernüchternd, wie weit Deutschland an mancher Stelle hintansteht, etwa was die Integration von Selbsthilfekompetenzen in die Ausbildung angeht. Trotzdem: Banse hebt deutlich hervor, Bildung, Brandschutzerziehung und gesellschaftliche Resilienz gehören zwingend zusammen. Und wer glaubt, das sei nur eine schöne Floskel, hat vielleicht nie eine Rauchübung im Schulflur miterlebt.
Auch Dr. Tamara Zieschang, zuständig für Inneres und Sport in Sachsen-Anhalt, sieht turbulente Zeiten voraus – immer mehr Einsätze, etwa wegen extremer Wetterereignisse, seien zu erwarten. Besonders heikel, wenn man bedenkt, dass noch immer unklar ist, wie Aufgabenverteilung und Personaleinsatz verbindlich geregelt werden sollen. Die Innenministerien setzen jedenfalls große Hoffnungen in die Expertise der Feuerwehren.
Kein Wunder, dass Präsident Banse bei der Gelegenheit forderte, ein Zehntelprozent der Feuerschutzsteuer dem Feuerwehrdienst zuzuschlagen. Bundesaufgaben im Katastrophenschutz? Ohne die Freiwilligen wäre das ohnehin undenkbar. Auch die Perspektive des Bundesministeriums spielt hinein: Zivilschutz ist genauso zivil wie militärisch – eigentlich staunt man, dass dieses Verständnis erst kürzlich Einzug gehalten hat. Dank zusätzlicher Gelder vom Bund – man spricht von einer Verfünffachung (!) der Mittel – dürfen Feuerwehren hoffen, bald moderner ausgestattet zu werden.
Die Debatte bleibt nicht national: especially bei EU-weiten Übungen und der engen Zusammenarbeit etwa mit Österreich und Kroatien. Einheitliche Ausbildung und grenzüberschreitende Teams könnten im Ernstfall den Unterschied machen. Ein Gedanke, der erstaunlich selbstverständlich wirkt, aber in der Praxis immer neue Fragen mit sich bringt. Zudem betonte man, wie wertvoll das menschliche Miteinander beim Netzwerken auf Veranstaltungen wie der Interschutz sein kann. Die Herausforderungen, etwa im Bereich Cybersicherheit, werden nicht kleiner. Digitalisierung, Hybridbedrohungen, Vertrauenskrisen: das alles landet inzwischen auch im Aufgabenheft der Feuerwehr.
Zu guter Letzt – fast nebenbei, aber darum nicht weniger wichtig – wurde die Rolle der Jugend hervorgehoben. Dass sich in der Deutschen Jugendfeuerwehr der Nachwuchs entgegen vieler Trends stabil und sogar steigend engagiert, ist keine Selbstverständlichkeit. Vielleicht ist es eben doch nicht nur technisches Know-how oder strammes Drill, sondern die gelebte Wertevermittlung, die den Unterschied macht. Ach ja, ganz klassisch wird solcher Einsatz häufig noch immer in festlichen Runden und bei ökumenischen Gottesdiensten gefeiert – eigentlich ein schönes Bild.
Die ländliche Feuerwehr bleibt Rückgrat der kommunalen Daseinsvorsorge, mahnt man, und organisiert man sich nicht selbst, besteht Gefahr, politisch zerrieben zu werden. Ohne individuelle Teilhabe und die Bereitschaft, ab und zu über den eigenen Feuerwehrschlauchrand zu blicken, bleibt Bevölkerungsschutz bloße Floskel.
Die 72. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes stellte die Notwendigkeit eines breit angelegten, internationalen Ansatzes für den Bevölkerungsschutz heraus. Insbesondere vor dem Hintergrund globaler Krisen und wachsender Cyber-Bedrohungen wurde betont, wie wichtig Bildung, Selbstschutz und Netzwerkbildung sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene sind. Neben den offiziellen Forderungen nach mehr finanziellen Mitteln und einer besseren Strukturierung der Verantwortlichkeiten sticht hervor, dass Deutschland vor allem bei der Selbsthilfekompetenz z.B. im Vergleich zu Japan noch Nachholbedarf hat. ergänzend zu den neuen Herausforderungen betrachtet die Feuerwehr das Thema Cybersicherheit als neue Kernaufgabe, für die bislang landesweit keine einheitlichen Standards existieren. Auch der Fokus auf Nachwuchsförderung zeigte sich: Während in vielen ehrenamtlichen Bereichen der Zulauf stockt, verzeichnet die Deutsche Jugendfeuerwehr steigende Mitgliederzahlen, was auf den hohen Stellenwert von Wertevermittlung und gesellschaftlicher Gemeinschaft verweist. Hinzu kommt der Trend, dass große, übergreifende Katastrophenschutzübungen zunehmend in den Alltag der Feuerwehren integriert werden und der Austausch zwischen europäischen Nachbarn stetig intensiviert wird.