Samstagnachmittag in Berlin-Köpenick, Nieselregen über dem Stadion An der Alten Försterei: Während die Bayern-Fans auf den nächsten souveränen Auswärtsauftritt hoffen, zeigt Union Berlin dem Rekordmeister von Beginn an, dass das hier kein Spaziergang werden sollte. Bereits nach wenigen Minuten drängt Union mutig nach vorne, das Pressing sitzt, und die Münchner sind sichtlich überfordert – das Mittelfeld zerfasert, vorne keine klare Linie, irgendwie nicht das, was man erwartet. Der VAR-Schock nach einem hauchdünn aberkannten Berliner Tor scheint die Gastgeber kaum zu beeindrucken, im Gegenteil: Union bleibt griffig und wird in der 27. Minute für seinen Einsatz belohnt – durch einen echten Torwartpatzer von Manuel Neuer, das sieht man wirklich selten. Da wundert man sich, wie menschlich auch ein Weltmeister zwischen den Pfosten plötzlich wirkt.
Die Bayern wanken, finden erst nach einer halben Stunde langsam ins Spiel zurück. Und dann kommt der Auftritt von Luis Diaz, der nach einer fast verlorenen Szene an der Grundlinie irgendwie noch einen genialen Schlenzer auspackt – 1:1, das Spiel plötzlich wieder offen. Das hätte fast noch in der ersten Hälfte komplett kippen können, aber weder Diaz noch Kane können vor der Pause erhöhen. Nach der Pause bleibt Union aber weiterhin angriffslustig, zumindest eine Zeit lang. Doch dann bäumt sich der Favorit, wie so oft in der Vergangenheit, nochmal auf – allerdings ohne die totale Dominanz, die man oft von den Bayern erwartet. Das Spiel schwappt hin und her, Chancen auf beiden Seiten, ein Fehler hier, ein Glanzparade dort.
Kurz vor Schluss dann nochmal Drama pur: Union geht erneut in Führung, weil die Münchner Defensive die Übersicht verliert und Doekhi trocken einschiebt. Aber kaum ist der Jubel verklungen, zeigen die Bayern ihre berühmte Widerstandsfähigkeit: Harry Kane, der eigentlich ein recht blasses Spiel liefert und zuviel mit Abseits flirtet, ist zur Stelle und nickt wuchtig zum 2:2-Endstand ein. Ein Spiel, das auf beiden Seiten für Gesprächsstoff sorgt, die Bayern zwar an der Tabellenspitze hält, ihnen aber durchaus einige Fragen hinterlässt – auch, wie verwundbar dieses Starensemble manchmal ist.
Die übrigen Ergebnisse liefern am Samstagnachmittag reichlich Tore: Leverkusen bügelt Heidenheim mit 6:0 aus, Hoffenheim überrascht Leipzig mit 3:1 und das Duell HSV gegen Dortmund endet 1:1. Der Spieltag bleibt also turbulent.
Bayern München muss in Köpenick erstmals in dieser Bundesliga-Saison Punkte abgeben, das 2:2 bei Union Berlin war zeitweise ein Schlagabtausch auf Augenhöhe. Die Berliner überraschten mit Mut und Laufbereitschaft, brachten die Bayern mehrmals in Bedrängnis und profitierten von einer ungewohnt fehleranfälligen Münchner Hintermannschaft – vor allem Manuel Neuer erwischte keinen guten Tag. Während Bayern zwar weiter Tabellenführer bleibt, sieht man, dass selbst Top-Teams wie die Münchner Schwächephasen haben: Vieles in diesem Spiel erinnerte an den aktuellen Trend der Liga, dass selbst kleinere Teams wie Union mit leidenschaftlichem Fußball für Unruhe sorgen.
In den letzten 24 Stunden berichten zahlreiche Nachrichtenportale über wachsende Unzufriedenheit mit den Leistungen der Bayern – die Defensive ist nicht immer sattelfest, und Trainer Tuchel steht unter medialem Druck, eine überzeugende Spielphilosophie zu präsentieren (Quelle: [Spiegel](https://www.spiegel.de)). Dazu gibt es Gerüchte, dass interne Gespräche über die Balance im Mittelfeld laufen, besonders seit Goretzka Verletzungspause machen musste. Viele Stimmen heben aber auch hervor, wie Union trotz relativ schwachem Saisonstart immer noch in der Lage ist, die Großen zu ärgern (Quelle: [Zeit](https://www.zeit.de)).