Wie viel ist eigentlich schon geschafft? Gar nicht so einfach zu sagen: Die Restrukturierungsarbeiten bei der Meyer Werft befinden sich, laut Sanierer Ralf Schmitz und Geschäftsführer Bernd Eikens, gerade mal auf etwa einem Drittel des Weges. Zwischen 30 und 40 Prozent – das klingt weder nach Anfang, noch nach Zielgerade. Besonders erschwerend: Alte Gewohnheiten, Papierstapel in den Büros, längst überfällige digitale Aufholprozesse. 'Wir hatten da teilweise eine Zettelwirtschaft, die fast schon an die Zeit vor dem Computer erinnert', schildert Schmitz seine Eindrücke. Ohne einheitliche IT-Lösungen, etwa im Rechnungswesen, seien selbst Monatsabschlüsse ein Abenteuer gewesen.
Verschiedene Abteilungen jonglierten bis vor Kurzem noch mit unterschiedlichen Zahlen – ein klarer Fall von interner Verwirrung, weil ein zentrales System fehlte. Das ändert sich sehr langsam: Erst 2027 soll die SAP-Einführung abgeschlossen sein. Bei den rund 3.200 Beschäftigten gibt es erstmal keinen Grund zur Sorge – Stellenabbau steht nicht auf der Agenda, sagt Schmitz. Eher sollen sogar punktuell mehr Leute dazu kommen.
Mit dem Riesenauftrag von MSC Cruises, der der Werft bis ins nächste Jahrzehnt sichere Arbeit bringt, klingt vieles optimistisch. Aber: Zwischen heute und Stabilität im Jahr 2028 liegen noch zahlreiche Hürden. Frühere Aufträge, bei denen das Unternehmen offenbar mehr draufzahlt als verdient, sorgen weiterhin für Verluste. Besonders jene für Offshore-Plattformen oder Spezialschiffe haben Löcher in die Bilanz gerissen. Die Werft muss also nicht nur neue Schiffe bauen, sondern auch ihre Vergangenheit aufarbeiten. Und das dauert.
Die Meyer Werft steckt trotz millionenschwerer Neubestellungen weiterhin tief in einem Strukturwandel. Ein großer Teil der laufenden Sanierung wird durch überalterte Verwaltungsstrukturen, unzureichende Digitalisierung und Altlasten aus unrentablen Projekten erschwert. Obwohl ein langfristiger Großauftrag mit MSC Cruises Hoffnung bringt, bleibt der Weg zum wirtschaftlichen Turnaround lang. Aktuelle Medienberichte heben hervor, dass der deutsche Schiffbau – auch jenseits der Meyer Werft – mit ähnlichen Schwierigkeiten beim Übergang in moderne, effiziente Prozesse kämpft und die Konkurrenz aus Asien beständig wächst. In den letzten Tagen wurde zudem die Debatte um politische Unterstützung für Industriestandorte insbesondere in strukturschwachen Regionen wieder lauter. Experten betonen, dass nachhaltige Investitionen in Technologie, Qualifikation der Mitarbeitenden und eine zügige Digitalisierung entscheidend für das Überleben traditioneller Industrien wie der Werften sind.