„Es ist an der Zeit, dass wir ehrlich über die Herausforderungen der Rente sprechen“, wirft Monika Schnitzer in den Raum – nicht zum ersten Mal, aber vielleicht mit neuer Dringlichkeit. Laut der Ökonomin halte sich das bisherige Rentensystem, trotz ständiger Diskussionen, nur noch mit Ach und Krach über Wasser. Das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern verschiebt sich – was folgt, klingt nach unbequemer Logik: Längeres Arbeiten, höhere Abschläge für Frühverrentung, und das Schritt für Schritt. Schnitzer wird plötzlich konkret, keine Ausflüchte mehr – das Rentenalter müsse alle zehn Jahre um ein halbes Jahr steigen. Nach ihrer Rechnung geraten wir schon 2050 auf ein Renteneintrittsalter von 68, 2070 auf 69 und 2090 auf 70 Jahre.
Speziell die Frühverrentung sieht sie kritisch. „Aktuell gibt es pro Jahr Vorruhestand nur 3,6 Prozent Abschlag. Das ist viel zu wenig, vor allem, wenn man bedenkt, dass vor allem gesunde, qualifizierte Fachkräfte diese Option nutzen und dem Arbeitsmarkt dann fehlen.“ Doppelt so hohe Abschläge könne sie sich vorstellen – was im Umkehrschluss die Attraktivität der frühen Rente deutlich senken würde.
Andere Reformideen, wie sie aus dem politischen Berlin kursieren, lehnt sie ab. Staffelung des Rentenalters nach Beitragsjahren? Für Schnitzer keine Lösung, sondern nur alter Wein in neuen Schläuchen. Ihren Worten nach seien es ohnehin oft Hochqualifizierte, die mangels durchgehender Beitragsbiografien nicht auf 45 Versicherungsjahre kämen – ein Problem, das der Staffelungsgedanke weder erkennt noch löst.
Die Debatte scheint ohnehin kaum an Fahrt zu verlieren: Ab dem neuen Jahr nimmt die spezifisch eingesetzte Kommission ihre Arbeit auf. Dass Schnitzers Empfehlungen dabei überhört werden, steht wohl kaum zu erwarten. Einfache Antworten? Gibt es in dieser Frage nicht.
Monika Schnitzer, derzeit Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, plädiert für tiefgreifende Veränderungen im deutschen Rentensystem. Sie argumentiert, dass die demografische Entwicklung – Deutschlands Bevölkerung altert und die Anzahl an Beitragszahlern für die Rentenkassen sinkt – ohne Reformen zu teuren Beitragssätzen in der Sozialversicherung führen werde. Fachleute des IW Köln stimmen dem Drang zu längerer Arbeit tendenziell zu, warnen aber vor sozialen Ungleichheiten etwa beim Gesundheitszustand und Erwerbsverläufen älterer Menschen; zusätzliche Aspekte wie flexible Übergänge in den Ruhestand, eine bessere Absicherung von Geringverdienern und mehr Anreize für freiwillige längere Erwerbsphasen werden zunehmend politisch diskutiert. In aktuellen Medienberichten werden auch mögliche Widerstände aus Gewerkschaften und Politik beleuchtet: Viele Arbeitnehmer fürchten eine steigende Belastung im Alter. Es bleibt insgesamt festzuhalten, dass die Debatte um die Zukunft der gesetzlichen Rente weiter polarisiert und neue Reformvorschläge dringend auf ihre soziale Austarierung geprüft werden müssen.