Dass die MSC ein Schmelztiegel verschiedenster Positionen sein will, hat Wolfgang Ischinger in der FAZ nochmals unmissverständlich klargemacht. "Wir sind ein Diskussionsforum – lebt eben von Meinungsvielfalt, auch wenn es manchmal unbequem wird", argumentiert der erfahrene Diplomat, der die Sicherheitskonferenz viele Jahre prägte. Ein bisschen klingt das, als würde er sagen: Es bringt niemandem etwas, im eigenen Saft zu schmoren.
Interessant: Unter Vorgänger Heusgen blieben sowohl AfD als auch BSW außen vor, Ischinger beendet dieses Kapitel nun bewusst. Das sorgt natürlich für Unruhe: Die Einen sehen Brandmauern bröckeln, Ischinger widerspricht. "Wir machen keine Tür zur Regierungsbeteiligung auf – aber zum Diskurs." Der Fingerzeig: Wenn Parteien im Bundestag vertreten sind, sollte man ihre Abgeordneten (ob einem das passt oder nicht) auch an den Tisch holen, sonst verlieren solche Konferenzen schnell ihre Legitimität – oder?
Logisch, prominente Bühnenauftritte bleiben AfDlern trotzdem verwehrt. Sie dürfen zuhören, nicht trommeln. "Wir laden gezielt Fachpolitiker ein, wie wir es bis 2024 gehandhabt haben."
Ganz am Rande, aber mit Nachdruck: Ischingers Russland-Kritik an der AfD fällt scharf aus. "Deren pro-russische Positionen zum Ukraine-Krieg widersprechen in meinen Augen nicht nur sicherheitspolitischen Fakten, sondern auch dem, was für Deutschland richtig wäre." Ein kleiner Seitenhieb, fast als wollte er sagen: Man kann widersprechen – aber widersprechen muss erlaubt sein.
Wolfgang Ischinger verteidigt als früherer Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz die Entscheidung, wieder AfD-Abgeordnete einzuladen und stellt klar, dass Dialogfähigkeit grundlegend ist – auch mit kontroversen Gästen. So sähe er die Rolle der Konferenz nicht als 'Brandmauerbrecher', sondern als Ort, an dem parlamentarische Realität abgebildet wird; Regierungsbeteiligung stünde dabei nicht im Fokus. Ischinger distanziert sich jedoch scharf von den Russland-freundlichen Positionen der AfD, betont aber das Recht auf fachliche Teilnahme am Diskurs.
Zusätzliche Recherche: In aktuellen Berichterstattungen wird die Einbindung der AfD bei internationalen Konferenzen wie der MSC kontrovers diskutiert. Während konservative Stimmen auf Pluralität der Debatte pochen, warnen Kritiker vor der Normalisierung extrem rechter Positionen unter dem Deckmantel parlamentarischer Teilhabe. In der sicherheitspolitischen Community gibt es eine klare Mehrheit, die AfD-Positionen zu Russland und zur Ukraine als sicherheitsgefährdend und außenpolitisch destruktiv kritisiert. Auch nach der Ankündigung der erneuten AfD-Einladung artikulierten zahlreiche gesellschaftliche und politische Akteure deutliche Bedenken über die persönliche Integrität und den Einfluss extremistischer Kräfte bei sicherheitspolitischen Spitzentreffen.