„Wir setzen diesen Nachhaltigkeitsfaktor nur genau so lange aus, wie 2004 von der SPD vorgesehen? Ohne jede politische Färbung: Das funktioniert mathematisch einfach nicht“, äußert Winkel im Gespräch mit dem ‚Stern‘ – klingt fast nach Tafel und Kreide. Die Rente müsse sich endlich ehrlich an den demografischen Wandel anpassen, findet er und spart nicht mit Klartext. Nach der Absegnung des neuen Rentenpakets am vergangenen Freitag ist für ihn der Reformstau alles andere als entschärft: „Das Reformdefizit ist eher gewachsen als geschrumpft“, sagt Winkel, fast schon resigniert, aber immerhin kämpferisch. Deshalb müsse das versprochene Folgepaket zur Rente zwingend ein Erfolg werden: der Druck ist spürbar. Als klassischen ‚Rebellen‘ sieht er sich allerdings nicht – das Image ist ihm augenscheinlich nicht ganz geheuer: „Ich glaube, intern hält man mich nicht für einen Querschläger – unsere Argumente sind ja immer sachlich nachvollziehbar“. Winkel hatte letzten Freitag gemeinsam mit sechs Unionskollegen gegen das von Friedrich Merz eingebrachte Rentenpaket gestimmt, während zwei weitere sich enthielten und einer der Abstimmung fernblieb. Man spürt: Die Reihen sind nicht so geschlossen, wie sie nach außen scheinen.
Winkel reagiert auf das in der Großen Koalition verabschiedete Rentenpaket mit scharfer Kritik und macht klar: Ohne Nachhaltigkeitsfaktor droht die Rentenfinanzierung in eine Schieflage zu geraten. Vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft fordert er nachdrücklich ein zukunftsfestes Modell, das wirklich funktioniert – und nicht nur Lücken kaschiert. Hintergrund ist, dass das neue Rentenpaket die Rentenhöhe garantiert, aber die langfristigen Herausforderungen, etwa den steigenden Anteil älterer Menschen und die damit verbundenen Kosten, nicht nachhaltig adressiert. Winkel steht mit seiner Kritik nicht allein, die Debatte um Generationengerechtigkeit und tragfähige Rentenmodelle schwelt in der Union wie in weiteren Teilen der Gesellschaft gerade wieder heftig. Zudem wächst der Druck auf die Regierung, im angekündigten zweiten Rentenpaket endlich Lösungen zu liefern – obwohl sich in den Fraktionen aktuell längst nicht alle einig sind.