Mit der geplanten Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 13,90 Euro pro Stunde werden voraussichtlich mehr als zwölf Prozent aller neuen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverträge beeinflusst.

Einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge hätten im Jahr 2023 etwa 13 Prozent der Neueinstellungen einen Stundenlohn unter 13,90 Euro erhalten. Insgesamt sind nur rund fünf Prozent aller bestehenden sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse von der geplanten Mindestlohnerhöhung betroffen. Insbesondere bei Teilzeitstellen ist die Auswirkung deutlich: Hier verdienten fast 17 Prozent der Neueingestellten unter dem neuen Mindestlohn, während es bei Vollzeitstellen knapp 12 Prozent waren.

Experte Martin Popp vom IAB betonte, dass Unternehmen meist weniger neue Mitarbeiter einstellen, anstatt Kündigungen auszusprechen, wenn sich der Mindestlohn erhöht. Deshalb komme den Auswirkungen auf Neueinstellungen besondere Bedeutung zu. Zudem gibt es regionale Unterschiede: In Ostdeutschland liegt der Anteil der betroffenen Neueinstellungen bei knapp 15 Prozent, in Westdeutschland bei etwas über 12 Prozent. Besonders in der Land- und Forstwirtschaft und in Gastronomiebetrieben gilt über die Hälfte der Neueinstellungen als betroffen. Auch im Bereich Energieversorgung liegt der Anteil mit 24 Prozent deutlich über dem Schnitt.

Die Analyse basiert auf Ergebnissen der IAB-Stellenerhebung und den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zu Verdiensten.

Die geplante Anhebung des Mindestlohns schließt eine bedeutende Lohnlücke für zahlreiche Neueinstellungen, insbesondere im Niedriglohnsektor, und betrifft insbesondere Branchen wie Landwirtschaft, Gastgewerbe und Energieversorgung. Soziale Organisationen und Gewerkschaften begrüßen die Erhöhung als wichtigen Schritt zur Bekämpfung von Armut trotz Arbeit, während Arbeitgeberverbände mit steigenden Kosten und reduzierter Einstellungsbereitschaft argumentieren. Der Mindestlohn in Deutschland wurde zuletzt 2022 deutlich angehoben, und aktuelle Debatten führen die Diskussion über dessen Auswirkung auf Beschäftigung, Inflation und Wettbewerbsfähigkeit fort. Darüber hinaus wird europaweit beobachtet, wie die deutschen Entwicklungen nachwirken und ob sie als Vorbild für andere Staaten dienen können. Laut Zeitungsberichten gibt es anhaltende Kontroversen zwischen Politik, Wirtschaft und Arbeitnehmervertretungen über das angemessene Mindestlohnniveau.

Artikel anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • 1. Laut FAZ diskutieren Experten und Arbeitgeber über die Mindestlohnerhöhung, wobei die Sorge vor steigenden Kosten und möglichen Arbeitsplatzverlusten im Vordergrund steht; die Erhöhungspläne hätten besondere Auswirkungen auf kleine Betriebe, die oft im Niedriglohnsektor zu finden sind. Außerdem wird von Arbeitgebern angemahnt, dass eine zu starke Steigerung des Mindestlohns Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte; gleichzeitig fordern Gewerkschaften ein Existenz sicherndes Lohnniveau, das Arbeitnehmer vor Armut schützt. Politiker sehen die Anhebung als notwendigen Schritt im Kampf gegen Einkommensungleichheit, während Ökonomen vor möglichen Anpassungen am Arbeitsmarkt warnen. (Quelle: FAZ)
  • 2. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die Bundesregierung die geplante Mindestlohnerhöhung trotz Kritik durchsetzen will und diese als Beitrag zur Stärkung der unteren Einkommensschichten betrachtet. In dem Bericht wird dargelegt, dass vor allem Regionen in Ostdeutschland und bestimmte Sektoren wie Hotellerie, Einzelhandel und Pflege von den Änderungen betroffen seien und es regional teils erhebliche Unterschiede beim Lohnniveau gäbe. Branchenexperten erwarten, dass die Erhöhung sowohl Kaufkraft als auch Fachkräftesicherung stärken kann, gleichzeitig aber Risiken für Arbeitsplatzerhalt und Preissteigerungen birgt. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
  • 3. Die Zeit widmet sich der politischen Debatte rund um die Mindestlohnerhöhung und beleuchtet sowohl die positiven Effekte auf die Armutsbekämpfung als auch die Herausforderungen für Arbeitgeber. Die Berichterstattung hebt hervor, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine weitere Anhebung des Mindestlohns unterstützt, wohingegen Wirtschaftsverbände Flexibilität fordern, um auf unterschiedliche branchenspezifische Herausforderungen reagieren zu können. Zudem werden Prognosen vorgestellt, nach denen die Erhöhung langfristig zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen könnte, während kurzfristig mit Anpassungen im Einstellungsverhalten zu rechnen sei. (Quelle: Die Zeit)

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