Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, plädiert für eine längere Lebensarbeitszeit und mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt, um den Herausforderungen des demografischen Wandels in Deutschland zu begegnen.

In einem Gastbeitrag auf ntv argumentiert Michael Hüther, dass die Einführung der Rente mit 67 aufgrund der steigenden Lebenserwartung nicht ausreichend sei. Er betont, dass eine längere Lebensarbeitszeit und höhere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen notwendig sind, um die Arbeit und die Sozialsysteme in Deutschland abzusichern. Die geringe Zahl an Arbeitskräften resultiere nicht aus mangelndem Einsatz, sondern aus dem demografischen Wandel: Zwischen 2026 und 2029 werden 5,2 Millionen Menschen 66 Jahre alt, während lediglich 3,1 Millionen junge Menschen ins Erwerbsleben nachrücken. Hüther fordert daher, neben der Ausweitung des Rentenalters, auch eine Anpassung der Jahresarbeitszeit über Wochenarbeitszeit, Arbeitstage und eine Reduzierung unfreiwilliger Teilzeitarbeit. Fachkräftezuwanderung und eine höhere Erwerbsbeteiligung bisheriger Reservepotenziale sieht er ebenfalls als essenziell an. Darüber hinaus spricht er sich für eine Deregulierung und Flexibilisierung von Zeitarbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen aus, um das Arbeitsvolumen zu steigern. Hüther mahnt an, arbeitsmarktpolitische Vorschläge sachlich zu prüfen und deren Wechselwirkungen zu nutzen.

Der IW-Chef spricht sich klar für eine längere Lebensarbeitszeit und mehr Flexibilität bei Arbeitszeitmodellen in Deutschland aus. Grund ist die demografische Entwicklung, die zu einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots bei gleichzeitigem Anstieg der Lebenserwartung führt. Hüther empfiehlt ein Maßnahmenbündel, das neben einer Erhöhung des Rentenalters auch gezielte Fachkräftezuwanderung, eine stärkere Einbindung der sogenannten stillen Reserve sowie eine Anpassung und Deregulierung von Arbeitszeitregelungen umfasst.

Ergänzende Recherche: Die Debatte um eine mögliche weitere Anhebung des Rentenalters nimmt aktuell in Deutschland weiter Fahrt auf. Bundesarbeitsminister Heil und die Bundesregierung hatten jüngst klargestellt, dass das gesetzliche Renteneintrittsalter derzeit nicht über 67 hinaus angehoben werden soll, jedoch wächst angesichts des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung der Druck auf eine Reform (Quelle: [FAZ](https://www.faz.net)). Experten, darunter auch der Wirtschaftsweise Veronika Grimm, warnen in aktuellen Stellungnahmen vor einer steigenden Belastung der gesetzlichen Rentenversicherung und sehen langfristig einen Spielraum für eine weitere Anhebung (Quelle: [Spiegel](https://www.spiegel.de)). Gleichzeitig fordern Sozialverbände und Gewerkschaften in aktuellen Kommentaren, dass Reformen nicht einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer gehen dürfen und stattdessen mehr in Bildung, Integration und Vereinbarkeit von Familie und Beruf investiert werden muss (Quelle: [Zeit](https://www.zeit.de)).

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • FAZ betont in einem neuen Hintergrundbericht das politische Tauziehen um das Renteneintrittsalter: Während viele Ökonomen eine Anpassung für unausweichlich halten, verweist die Bundesregierung auf die derzeitige Gesetzeslage und kündigt keine kurzfristigen Änderungen an (Quelle: FAZ).
  • Der Spiegel analysiert umfassend die ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der alternden Gesellschaft und verweist auf Prognosen, nach denen die Rentenkassen ab den 2030er-Jahren unter massivem Druck stehen könnten (Quelle: Spiegel).
  • Die Zeit berichtet über aktuelle Vorschläge aus Wissenschaft und Politik, die Altersvorsorge und Erwerbsarbeit flexibler zu gestalten, und stellt die Kritik von Gewerkschaften vor, die mehr staatliche Förderung zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf fordern (Quelle: Zeit).

Redaktion poppress.de, kgause