Stotterstart für digitale Gesundheit: Nutzung bleibt hinter Erwartungen zurück

Berlin – Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen läuft nur auf Sparflamme. Obwohl Anwendungen wie E-Rezept und elektronische Patientenakte (ePA) bereits eingeführt sind, zeigen aktuelle Umfragewerte, dass die Zahl der aktiven Nutzer auf enttäuschend niedrigem Level verharrt – das spiegelt eine repräsentative Befragung von Civey im Auftrag von Pharma Deutschland wider.

heute 15:11 Uhr | 15 mal gelesen

Wer heute in Deutschland zum Arzt oder in die Apotheke geht, begegnet zwar immer häufiger digitalen Gesundheitsanwendungen, doch vom großen Durchbruch kann keine Rede sein. Das E-Rezept etwa kennen mittlerweile fast neun von zehn Deutschen – aber nicht einmal zwei Drittel haben es tatsächlich schon genutzt (Stand Dezember 2025: 59,3%). Der Anstieg ist träge: Ein halbes Jahr zuvor lag der Wert noch bei 55,7%. Die elektronische Patientenakte (ePA), inzwischen für medizinische Einrichtungen verpflichtend, verzeichnet zumindest einen Zuwachs von 12,1 auf 20,3 Prozent – auffällig ist übrigens, dass insbesondere junge Menschen oder jene in Ausbildung zur Nutzung neigen. Die DiGAs, also Apps auf Rezept, fristen unterdessen ein Nischendasein: Gerade einmal 27% ist der Begriff überhaupt vertraut und magere 5,4% setzen darauf. Aus Sicht von Dorothee Brakmann (Pharma Deutschland) geschieht immerhin etwas, aber das Tempo bleibt zu niedrig. Sie begrüßt zwar verstärkte Info-Kampagnen des Gesundheitsministeriums, sieht aber deutlich mehr Bedarf an gezielten regionalen Maßnahmen, da die Nutzung je nach Bundesland und Altersgruppe stark schwankt. Mehr digitale Routinen würden mehr Daten hervorbringen – ein Schatz für Forschung, Arzneimittelentwicklung und Versorgungsqualität. Trotzdem bleibt eine spürbare Diskrepanz zwischen „Kenn ich“ und „Nutz ich“. Abseits der nüchternen Zahlen lassen sich auch Zweifel an der Datensicherheit und ein weitverbreitetes Zögern beobachten. Irgendwo zwischen Fortschrittsversprechen und Alltagsfrust wartet die Gesundheitsdigitalisierung also noch auf ihren zweiten Frühling.

Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitssystem bleibt eine Baustelle: Trotz breiter Bekanntheit nutzen viele Menschen weiterhin keine digitalen Angebote wie E-Rezept, elektronische Patientenakte oder DiGAs. Während die Akzeptanz der ePA langsam wächst, beeinflussen Faktoren wie Datenschutzbedenken, fehlende digitale Infrastruktur und eine teilweise undurchsichtige Handhabung die Verbreitung. Experten und Patientenverbände fordern deshalb gezieltere Aufklärung und regional angepasste Initiativen. In den letzten 48 Stunden haben mehrere große Medien das Thema aufgenommen, insbesondere im Kontext von Effizienzsteigerung, Datenschutz und regionalen Unterschieden: - Die taz beleuchtet, dass nicht zuletzt ältere Patientinnen und Patienten sich von der Digitalisierung überfordert fühlen und warnt davor, Versorgungslücken größer werden zu lassen. Einzelne Apotheker berichten, dass technische Ausfälle und Supportfragen teils einen halben Tag kosten – ein Kraftakt auch psychisch.Quelle: taz - Der Spiegel berichtet ausführlich über ein Pilotprojekt in Sachsen, das zeigen soll, wie Gesundheitsämter und Hausärzte durch die ePA besser zusammenarbeiten können. Dort wird deutlich, dass bei jüngeren Versicherten erste Verbesserungen messbar sind, es aber nach wie vor große Skepsis bei Hausärzten gibt.Quelle: Spiegel - Die Süddeutsche analysiert, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft für mehr Investitionen in technische Infrastruktur wirbt, weil das aktuelle Flickwerk aus Insellösungen zu Stillstand und Datenverlusten führt. Diese zögerliche Entwicklung könnte mittelfristig internationale Wettbewerbsfähigkeit kosten.Quelle: Süddeutsche

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