Baum des Jahres 2026: Die Zitterpappel im Rampenlicht – Ein Porträt einer Überlebenskünstlerin

Am Mittwoch wurde von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung die Zitterpappel zum Baum des Jahres 2026 gekrönt – ein klares Bekenntnis für Vielfalt und Naturerhalt. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, aktiv an der Auswahl beteiligt, begrüßt die Entscheidung und rückt das oft unterschätzte Gehölz ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

heute 11:31 Uhr | 10 mal gelesen

Manchmal frage ich mich, ob Bäume spüren, wenn plötzlich alle Blicke auf sie gerichtet sind. Jetzt jedenfalls steht die Zitterpappel – oder Aspe, wie viele sie nennen – im Mittelpunkt: Der Baum mit den flackernden Blättern, der es irgendwie schafft, schon beim leisesten Windhauch in nervöses Vibrieren zu verfallen. Das hat einen Grund: Ihr Blattstiel ist flach wie ein Lineal – darum wackelt das Laub, als hätte es Lampenfieber. Der Volksmund hat daraus ein geflügeltes Wort gemacht: 'Zittern wie Espenlaub'. In Legenden wird die Espe gern mit Themen wie Abschied oder Trauer in Verbindung gebracht. Vielleicht liegt es an ihrem pausenlosen Bebeben, vielleicht auch an Geschichten wie jener aus der griechischen Sagenwelt, in der trauernde Schwestern zu Pappeln verdammt wurden. Trotzdem ist dieser Baum viel mehr als ein Sinnbild für Schwermut: Seine Rinde und Blätter stecken voller Salicin – einem natürlichen Vorbild für Schmerzmittel. Noch heute schwören viele auf die Heilkraft der Zitterpappel. Ökologisch erfüllt die Aspe eine wichtige Rolle. Dort, wo alles brach liegt, taucht sie als eine der ersten auf und bringt das Leben zurück – egal, ob auf alten Industrieflächen oder entlang von einsamen Wegen. Sie wächst schnell, sättigt den Boden mit Nährstoffen und wird dabei zum Refugium für Insekten, vor allem Schmetterlinge. Nach etwa 100 Jahren, das ist für Bäume gar nicht so lang, endet ihre Aufgabe – dann nährt sie als Totholz einen neuen Anfang. Die Ehrung zum Baum des Jahres ist mehr als Symbolik: Sie gibt Impulse für Städte, Gemeinden und alle, die dem Wald neue Chancen geben wollen. Und, das sollte nicht untergehen, ist zugleich ein Plädoyer gegen das Vergessen, wie wichtig auch unscheinbare Bäume für das große Ganze sind. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, übrigens schon seit mehr als 75 Jahren am Start, unterstützt solche grünen Sprücheklopfer mit Leidenschaft – und natürlich jeder Menge Wissen.

Die Zitterpappel ('Populus tremula'), gerade zur Baumart des Jahres 2026 gewählt, überzeugt durch ihre Anpassungsfähigkeit, ihre Heilkraft (Salicin) und ihren ökologischen Wert als Pionierbaumart. Mit ihrer Fähigkeit, karge Flächen zu besiedeln und Biodiversität zu fördern, ist sie besonders angesichts des Klimawandels und zunehmender Waldschäden relevant; Dank ihrer schnellen Jugend und dem geringen Anspruch an Böden leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Renaturierung und schafft Lebensräume für zahlreiche Tierarten. Neue Berichte betonen zusätzlich die anhaltende Bedrohung heimischer Wälder durch Schädlingsbefall und Trockenheit, wobei robuste und anpassungsfähige Baumarten wie die Espe immer wichtiger werden. In aktuellen Artikeln (Stand Juni 2024) wird zudem die Bedeutung widerstandsfähiger Baumarten gegen Borkenkäfer und Dürre hervorgehoben, womit die Wahl der Zitterpappel auch als Signal verstanden werden kann, künftig stärker auf Artenvielfalt und Klimaschutz in der Forstwirtschaft zu setzen.

Schlagwort aus diesem Artikel