Deutsche Optiker-Kette bildet indische Fachkräfte in eigener Akademie für Filialen aus

Für das anhaltende Personalproblem im deutschen Augenoptik-Gewerbe hat sich brillen.de ein unkonventionelles Modell ausgedacht: Durch die gezielte Ausbildung von Absolventen aus Indien in einer eigens gegründeten Akademie will der Brillenanbieter den Fachkräftebedarf in seinen zahlreichen Stores füllen.

heute 10:01 Uhr | 25 mal gelesen

Im südindischen Kochi hat SuperVista – die Firma hinter brillen.de – eine „Akademie“ aufgebaut, die indische Optometristen auf den Einsatz in deutschen Filialen zuschneidet. Der Kurs geht über ein halbes Jahr, und ist mehr als nur Sprachunterricht: Eine frühere Goethe-Institutslehrkraft vermittelt Deutsch, daneben stehen kundenorientierte Beratung und ein intensives Training rund um moderne Augenoptik auf dem Stundenplan. Um den Einstieg zu erleichtern, gibt es für die Teilnehmer einen Showroom, der so eingerichtet ist wie eine echte brillen.de-Filiale in Deutschland; so können sie reale Abläufe trainieren. Den Aufwand für Ausbildung, Unterkunft und Visum übernimmt komplett das Unternehmen. Volker Grahl vom Vorstand macht keinen Hehl daraus, warum: Die Augenoptikbranche hierzulande hat ein echtes Nachwuchsproblem, während Indien exzellent ausgebildete Optometristen hervorbringt – auf Hochschulniveau, oft mit zusätzlichem Praxisjahr. Das sieht er als Win-win-Situation: Schon über 200 Interviews hat das Unternehmen geführt, hundert neue Teammitglieder aus Indien sollen es kurzfristig werden. Und brillen.de wächst weiter: Über 1.200 Verkaufsstellen gibt es inzwischen europaweit, davon mehr als 550 allein in Deutschland – als eigene Filialen, Partnerläden oder Franchise. Ein relevantes, spannendes Projekt, das vielleicht sogar Nachahmer findet.

Angesichts des steigenden Fachkräftemangels in Deutschland setzt brillen.de auf ein Modell, das auf Einbindung weltweit gut ausgebildeter Fachkräfte basiert. Das Unternehmen entwickelt eine eigene Ausbildungsakademie in Indien, in der bereits erprobte Optometristen gezielt auf Sprache, Kundenkontakt und Arbeitsabläufe in Deutschland vorbereitet werden. Das Projekt gilt als innovativ, könnte aber auch Kritik anstrengen, was Arbeitsmigration, Integration und nachhaltige Personalentwicklung betrifft – genau darüber wird derzeit in Branchenkreisen diskutiert. Aktuelle Berichte zeigen, dass der Mangel an handwerklich und medizinisch vor-qualifiziertem Personal branchenübergreifend zu kreativen Lösungsansätzen führt, dabei geraten auch die Kosten und die langfristige Bindung der Arbeitnehmer immer stärker in den Blick.

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