Völlig erschüttert kehrte Sarah Easter, bei CARE für Nothilfekommunikation zuständig, kürzlich aus Nordwestsyrien heim. Dort mussten zuletzt mehr als vierzig Kliniken schließen, viele weitere stehen vor dem Aus. "Ich habe mit Frauen gesprochen, die von mehreren Krankenhäusern abgewiesen wurden", erzählt sie. "Manche entbinden notgedrungen im Auto, im Flur, irgendwo – einfach, weil es nirgends Hilfe gibt." Die Verzweiflung ist förmlich greifbar.
Die Gynäkologin Dr. Ghema Alqotini aus dem Al-Amal-Mutter-Kind-Krankenhaus bringt es bedrückend auf den Punkt: "Wir sind das allerletzte funktionierende Krankenhaus dieser Art in der Umgebung. Ein Großteil des Personals wurde entlassen, weil Geld fehlt. Wenn wir auch noch schließen müssen, haben schwangere Frauen auf der Flucht praktisch keine Überlebenschance mehr." Das Krankenhaus rettete letztes Jahr noch Tausende – die Finanzierung jedoch läuft in wenigen Monaten aus, eine Verlängerung ist bislang ungewiss.
Dringliche Appelle an die Politik verhallen bisher ohne klare Antwort. Währenddessen verschärft sich die Lage überall im Land: Einrichtungen bleiben geschlossen oder verkommen zu Notfällen. "Gerade jetzt wäre es sträflich, Syrien zu vergessen", sagt Sarah Easter – sie hebt hervor, wie wichtig die von Deutschland unterstützte Hilfe war und noch immer wäre.
CARE – seit fast 80 Jahren im humanitären Einsatz – arbeitet in Syrien mit lokalen Experten, unterstützt Kliniken und versorgt Geflüchtetencamps mit Wasser und Hygiene. Ohne frische Gelder aber wird der letzte medizinische Halt für viele Frauen und Kinder in Nordwestsyrien wegbrechen. Das wäre ein Rückschlag, der weit über Syrien hinaus Beachtung verdient.
Die medizinische Versorgung in Syrien ist nach wie vor am Limit. CARE Deutschland schlägt Alarm wegen auslaufender Hilfsgelder für lebensnotwendige Einrichtungen wie das Al-Amal-Mutter-Kind-Krankenhaus, das in Nordwestsyrien noch als fast einzige Anlaufstelle für Schwangere und Kinder dient. Ohne neues Geld könnten dort schon bald tausende lebensbedrohliche Fälle nicht mehr betreut werden, was die ohnehin schwer angeschlagene Bevölkerung ins Nichts stürzen könnte. Nach aktuellen Recherchen (Juni 2024) berichten auch internationale Hilfsorganisationen und Medien trotz des angeblichen 'Übergangs' in Syrien weiterhin von massiven Missständen: Die Präsidentenwahl hat kaum reale Verbesserungen gebracht, während die Hilfszusagen aus Europa – besonders aus Deutschland – wegen politischer Unsicherheit ins Stocken geraten. Laut der UN und lokalen Ärztegruppen verschlechtern sich die Lebensumstände weiter, insbesondere da der Syrien-Konflikt bei der weltweiten Aufmerksamkeit etwas verdrängt wird. Die Inflation, erhöhte Lebensmittelpreise und der beschränkte Zugang zu medizinischer Versorgung führen dazu, dass Armut und Krankheit weiter um sich greifen. Viele Helfende vor Ort leben von Tag zu Tag und wissen nie, ob sie das nächste Gehalt noch bekommen – ein Teufelskreis, der nur durch politisches und finanzielles Engagement durchbrochen werden kann.