Es gibt diese Tabellen, die auf den ersten Blick sehr nüchtern wirken – aber manchmal erzählen sie ganze Tragödien. So eine Tabelle legte das Institut für Weltwirtschaft in Kiel vor, das am Mittwoch neue Zahlen zu den Unterstützungsleistungen für die Ukraine veröffentlichte. Während russische Raketen die Städte zerstören, stockt die finanzielle und militärische Hilfe merklich. Europa griff im September und Oktober mit 4,2 Milliarden Euro in die Tasche – signifikant, sicherlich, aber doch weit entfernt von dem, was die Ukraine bräuchte, um die weggefallene Hilfe aus den USA wirklich zu ersetzen. Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich gaben zwar mehr, aber im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt bleiben die nordischen Staaten Vorreiter – geradezu beschämend, dass Italien seine Beiträge sogar noch weiter drosselte und Spanien gar nichts mehr gab. Von Rekorden im ersten Halbjahr 2025 ist wenig geblieben; spätestens ab Sommer zeigte der Trend deutlich nach unten. Bei den bisherigen 32,5 Milliarden Euro Hilfen klafft bis zum alten Durchschnitt noch eine deutliche Lücke, satte 9,1 Milliarden müssten nachgelegt werden. Während die Unterschiede zwischen den europäischen Ländern immer stärker hervortreten, verstärkt sich das Gefühl, dass die europäische Solidarität auf eine harte Probe gestellt wird.
Die Schwäche der aktuellen Hilfszusagen für die Ukraine ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil sie in eine Zeit zunehmender militärischer Unsicherheit fällt. Laut der Kieler Studie sind viele westliche Regierungen zögerlicher geworden, auch weil die eigenen Depots schwinden und innenpolitischer Druck wächst. Hinzu kommt, dass sich die Verhandlungen um die Fortsetzung der US-Unterstützung weiter verschärfen und somit eine gefährliche Lücke droht – ein Risiko, das von Experten als erhebliche Gefahr für Kiew wie auch für die Stabilität Europas eingeschätzt wird. Außerdem diskutiert die EU inzwischen ein gemeinsames Schuldeninstrument, um die Ukraine besser unterstützen zu können, doch dessen Umsetzung ist unsicher. Die Gesamtlage bleibt prekär und dürfte sich angesichts geopolitischer Verwerfungen weiter zuspitzen.