Zwischen Versprechen und Verschleiß: Junge Banker in Frankfurt – Neues aus der ARD Mediathek

Frankfurt – Wenn Hochhäuser zu Glaspalästen werden und das Wort „Feierabend“ zur vagen Erinnerung schrumpft: Die Y-Kollektiv-Reporter Madeleine Sabel und Timm Giesbers wagen sich in die verschlossene Welt junger Banker. Die Reportage „Jung – Banker – bis ans Limit“ zeigt ab 8. Dezember in der ARD Mediathek (später auch im hr-fernsehen) einen ungeschminkten Einblick in einen Alltag zwischen Prestige, Überstunden und Party-Exzessen.

heute 10:51 Uhr | 22 mal gelesen

Wieder so ein Tag: Drei doppelspitze Espressi auf nüchternen Magen, ein Blick durch die Fensterscheibe irgendwo im 18. Stock, und der Kalender schiebt sich schon vor dem ersten Meeting ins Unendliche. Arbeitszeiten von frühmorgens bis in die tiefe Nacht sind keine Seltenheit, sondern fast schon ein Statussymbol unter den jungen Bankerinnen und Bankern in Frankfurt. Nach fünfzehn Stunden PowerPoint und Excel geht’s direkt zum Afterwork-Drink; am nächsten Morgen wartet schon wieder der herausgeputzte Business-Look – und natürlich die perfekte Selbstdarstellung, auf LinkedIn und an der Kaffeemaschine. Geld? Klar, spielt eine Rolle – wer behauptet das Gegenteil, hat das Spiel vielleicht nicht ganz verstanden. Aber wirkt das wirklich wie der große Traum? Oder ist’s eher ein Tanz am Limit, zwischen Ehrgeiz, Anpassung und diesem diffusen Gefühl, irgendwann auszubrennen? Das Reporterteam begleitet Nachwuchskräfte sogar zu den ganz Großen: ein Treffen mit dem Vorstand einer der führenden Banken steht auch auf dem Programm. Spannend: Die Macher wollen wissen, ob diese Gen-Z-Banker tatsächlich neue Vorbilder abgeben oder doch nur weiter Funktionsträger im System bleiben. Selten so nah dran, selten so ehrlich, und manchmal bleibt die Frage im Raum – macht das alles wirklich glücklich?

Die Reportage greift den intensiven Alltag junger Banker in Frankfurt auf, beleuchtet aber auch die Schattenseiten des „Finance-Bro-Lifestyles“. Neben langen Arbeitszeiten und eigenwilligem Streben nach Karriere haben die Reporter auch Zweifel und Zwischentöne eingefangen – etwa, ob der vermeintliche Glamour tatsächlich die erhoffte Erfüllung bringt. Neuere Artikel zeigen, dass viele Banken unter wachsendem Fachkräftemangel und steigendem Druck zu Flexibilität, Digitalisierung und Work-Life-Balance stehen – dies fordert von der jungen Generation teils völlig neue Kompetenzen. Außerdem kommt Bewegung in die Szene: Die Banken setzen inzwischen stärker auf Diversität und Nachhaltigkeit, was bei Nachwuchskräften unterschiedlich ankommt. Interessant: Während große Geldhäuser sich nach wie vor an traditionellen Werten orientieren, wächst im Schatten ein Trend zu alternativen Karrierewegen, etwa FinTech oder Social Entrepreneurship. Gerade Gen Z fordert Arbeitsmodelle, die mehr Sinn und echtes Mitspracherecht bieten – ein Gegensatz zum intensiven „klassischen“ Bankeralltag, wie er in der Reportage gezeigt wird.

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