Audi wagt die Mammut-Modernisierung bei laufender Produktion: Gemeinsam mit Drees & Sommer wird Ingolstadts Herzstück erneuert

Stuttgart – Außen eher anonym, innen der Pulsgeber: Wer sich in die unscheinbare Halle A1 auf dem Audi-Gelände in Ingolstadt wagt, landet direkt im energetischen Zentrum des Standorts. Strom, Datensignale, Wasser – alles geht hier durch, was Audi am Laufen hält. Doch genau dieses Rückgrat kommt in die Jahre. Mit einem mutigen Umbau-Projekt soll Audi nun fit für die Zukunft werden – während nebenan wie gewohnt gearbeitet wird.

09.12.25 12:46 Uhr | 21 mal gelesen

Umbauen im laufenden Betrieb – klingt nach Hochseilakt, ist für Audi und den Projektpartner Drees & Sommer aber genau das, was jetzt in Ingolstadt nötig ist. Mitten im gewohnten Werksalltag wird die Infrastruktur gekrempelt – schnell, präzise und unter großem Druck. Ein Unternehmen wie Audi kann es sich eben nicht leisten, dass während Modernisierungen alles stillsteht.

Acht Baustellen, ein Masterplan

Die gesamte Aktion ist in acht miteinander verknüpfte Teilprojekte gegliedert, verteilt über mehr als ein Jahrzehnt. Zentral sind neue Leitungswege im Norden und Süden, eine grundlegend überarbeitete Versorgungslage und eine hochmoderne Energiezentrale. Gemeinsam mit Drees & Sommer stemmt Audi Organisation, Ablauf und zugleich Qualitätskontrolle – ein echter Kraftakt.

Wo viele Hände anpacken, wird’s kompliziert

Veronika Linz, die federführend bei Drees & Sommer am Projekt arbeitet, bringt es auf den Punkt: "Das läuft nicht nach Schema F – der Wechsel findet mitten im lebendigen Betrieb statt, samt technischer Hürden und vielen menschlichen Faktoren." Die Projekte starten und enden zeitversetzt; nicht alles lässt sich vorhersehen. Während an einem Ort noch analysiert wird, surren woanders schon die Baugeräte. Optimale Planung? Immer im Fluss, meint Linz. Mal werden Flächen erst geschaffen, während andernorts bereits neue Technik angeliefert wird – oft gleichzeitig.

Wahre Herausforderung: Abstimmung an den Schnittstellen

Der schwierige Part sind die Koordination und Kommunikation, nicht der eigentliche Bau. Externe Planer, die Werke, Dienstleister – all diese Gruppen arbeiten mit anderen Taktungen und Zielen. "Erst, wenn die Schnittstellen stimmen, kann das Räderwerk laufen!" sagt Linz. Kontinuierliche Personal- und Ablaufstabilität sind beim langen Zeithorizont schwierig, aber unverzichtbar.

Green Tech im Zentrum: Die Energiezentrale

Herzstück ist die neue Energiezentrale, die gleich mehrere Versorgungslinien bündelt – Kühlung, moderne Wärmepumpen, Heizung, Druckluft, Speicher, Strom und IT. In zwei Etappen gebaut, werden die neuen und bestehenden Werksteile so angebunden, dass alles reibungslos ineinandergreift. Der Clou: Die Zentrale erfüllt nicht nur die aktuellen Ansprüche, sondern bezieht Abwärme, setzt auf Speicher und zahlt so in Audis Nachhaltigkeitsprogramm ein. Ein Standort unter Strom und auf Zukunft programmiert.

Linz ist überzeugt, dass aus dem Ingolstädter Umbau ein Vorbild für andere Orte werden könnte, wo Modernisierung weit mehr als bloße Reparatur sein muss. Die Reise von Halle A1 könnte überall Schule machen.

Mitten im laufenden Betrieb nimmt Audi am Standort Ingolstadt eine umfassende Transformation der Werksinfrastruktur in Angriff. Besonders das Herzstück, die neue Energiezentrale, steht für nachhaltige und resiliente Energieversorgung und soll industrielle Abwärme effizient nutzen, was einen klaren Beitrag zu Audis Klimazielen liefert. Solche komplexen Modernisierungen auf bestehendem Werksgelände mit paralleler Produktion erfordern ausgeklügeltes Schnittstellenmanagement – eine Herausforderung, die für viele Unternehmen, die ihre Werke für die Energiewende rüsten, künftig an Bedeutung gewinnen dürfte. Gemäß aktuellen Berichten legt Audi großen Fokus auf den Wandel hin zu Elektromobilität und intelligenten Energielösungen. So wird neben der Modernisierung der Infrastruktur sowohl an der Dekarbonisierung der gesamten Fertigung gearbeitet als auch an der Steigerung der Effizienz durch Digitalisierung. Erst kürzlich hat Audi deshalb Investitionen in Milliardenhöhe für u.a. erneuerbare Energielösungen in den deutschen Werken angekündigt – und Ingolstadt ist hier ein zentraler Pilotstandort. Dazu werden im Rahmen von "Mission Zero" auch Partnerschaften mit externen Experten vertieft, um Know-how für emissionsfreie Produktion und flexible Versorgungsnetze zu bündeln und Audis Anspruch als Innovationsführer bei Produktion und Nachhaltigkeit zu unterstreichen.

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