BSW vor dem Umbruch: Robert Crumbach denkt über Vorsitz nach

Brandenburgs Vize-Regierungschef Robert Crumbach erwägt, beim kommenden Parteitag des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) für einen Spitzenposten im Bundesvorstand anzutreten.

vor 56 Minuten | 20 mal gelesen

Die Debatte um die Zukunft der jungen Partei nimmt Fahrt auf: Robert Crumbach, aktuell stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister in Brandenburg, spielt mit dem Gedanken, sich beim Bundesparteitag des BSW entweder als Vorsitzender oder als Stellvertreter zur Wahl zu stellen. In einem Interview mit der 'Welt' lässt Crumbach durchblicken, dass er seine Entscheidung bis spätestens Samstag fällen möchte. Während das aktuelle Führungsduo – vorgeschlagen werden Amira Mohamed Ali und Fabio De Masi – bereitsteht, zieht sich Gründungsfigur Sahra Wagenknecht aus dem Vorsitz zurück und sorgt damit für frisches Gerangel um Macht und Richtung. Was Crumbach umtreibt? Er sorgt sich, dass das BSW personell zu sehr das abbildet, was viele schon mit der Linkspartei verbinden: alte Namen, bekannte Gesichter, zu wenig Aufbruch. 'Wir sind nicht angetreten, die Linke 2.0 zu sein', sagt er, die Partei brauche dringend mehr Breite in der Spitze, um Unzufriedene frühere SPD-Wähler überhaupt zu erreichen. Nach dem turbulenten Jahr seit der Gründung vermisst er im BSW die Vielfalt im Themenspektrum: Die Partei wirke zunehmend verengt auf Friedenspolitik – das greife zu kurz. 'Steuern und Arbeit sind genauso unser Job', betont Crumbach. Sein Ideal: zurück zum Gründungskonsens. Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt, Sozialpolitik mit Substanz, vernünftiger Umgang mit Migration – all das dürfe nicht hinten runterfallen. Auffällig: Crumbach fordert mehr Ostdeutsche für die Parteiführung. Die Erfolge in den ostdeutschen Bundesländern will er nicht durch eine allzu „westdeutsche Besetzung“ der Führung riskieren. Nicht zuletzt verweist er auf die praktische Arbeit in Brandenburg: Das Koalieren mit der SPD habe viele Vorteile gebracht, vom Industriearbeitsplatz bis zur Mietpreisbremse. Klar, nach den jüngsten Streitereien um die Medienstaatsverträge gibt es ordentlich Knatsch in der Partei. Für Crumbach bleibt die Richtung klar: 'Gestalten, nicht nur meckern', meint er, 'so bewegt man wirklich was.'

Robert Crumbach steht im Zentrum einer Richtungsdebatte beim Bündnis Sahra Wagenknecht. Seine möglichen Kandidaturpläne für den Parteivorsitz erscheinen nicht wie typisch taktisches Geplänkel, sondern werfen ein Schlaglicht auf grundlegende Spannungen: Ost-West-Verhältnis, Personalpolitik, strategische Ausrichtung. In den letzten Tagen ist zudem publik geworden, dass auch andere BSW-Vertreter öffentlich mehr programmatische Vielfalt fordern – während die Doppelspitze Ali/De Masi von diversen Medien als Kompromisslösung eingeordnet wird. Neue Umfragen sehen das BSW in mehreren ostdeutschen Bundesländern weiterhin bei zweistelligen Werten, teils sogar als zweitstärkste Kraft. Im nationalen Kontext argumentierte z.B. der 'Spiegel', das BSW laufe Gefahr, sich früh in Flügelkämpfen zu verheddern (Quelle: [Spiegel.de](https://www.spiegel.de)). Die Debatte um mehr Ostdeutsche in Spitzenpositionen wird indes auch auf Bundesebene geführt, etwa mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen 2024 im Osten. Überraschend ist, dass Sahra Wagenknecht, trotzdem sie sich aus der ersten Reihe zurückziehen will, intern weiterhin als prägend und ordnend wahrgenommen wird – die Frage nach dem Vorsitz bleibt deshalb brisant und dynamisch.

Schlagwort aus diesem Artikel