Ifo-Institut trübt Konjunkturausblick deutlich

Wirtschaftliche Tristesse aus München: Das Ifo-Institut blickt pessimistischer nach vorn als zuvor und senkt erneut seine Wachstumsprognosen.

11.12.25 10:34 Uhr | 22 mal gelesen

Viel Optimismus versprühen die neuen Zahlen nicht: Das renommierte Ifo-Institut sieht für 2026 nur noch ein Wachstum von mageren 0,8 Prozent voraus. Selbst das laufende Jahr wird mit gerade einmal 0,1 Prozent veranschlagt, so das Institut am Donnerstag. Der Chef der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser, beschreibt die Lage so: 'Die Wirtschaft kommt beim Wandel nur schwer und teuer in die Gänge – das liegt nicht zuletzt an lähmender Bürokratie und inzwischen verstaubter Infrastruktur.' Gegenüber dem Herbst schraubt das Institut die Vorhersagen erneut herab: Die Schätzung für 2025 sinkt um 0,1 Prozentpunkte, für die beiden Folgejahre sogar um 0,5 Punkte. Für 2027 sind es dann vorsichtige 1,1 Prozent. Vor allem die US-Zollpolitik sitzt der deutschen Exportbranche im Nacken. Diese Zölle drücken das erwartete Wirtschaftswachstum laut Ifo um 0,3 Punkte (2025) beziehungsweise um 0,6 Punkte (2026). Auch wenn aktuell keine Handelskriege zwischen den USA und der EU toben, bleibt die Unsicherheit, meint Wollmershäuser. Und weltweit? Die Maschinen laufen mit durchschnittlich 2,5 Prozent Wachstum (2025 bis 2027) warm, doch die deutsche Industrie bleibt dabei auf der Strecke: Wettbewerbsfähigkeit schwindet, Wettbewerber holen auf. Staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung und Unterstützung für Unternehmen dürften zwar kleine Impulse geben – aber alles verzögert. 2026 könnten sie das Wachstumslämpchen um 0,3 Punkte erhellen, 2027 immerhin um 0,7 Punkte. Doch für einen nachhaltigen Schub reicht das laut Wollmershäuser hinten und vorne nicht. Weil Arbeit, Investitionen und Produktivität abnehmen, senkt das Ifo das Produktionspotenzial für 2027 um satte 0,7 Punkte. Wollmershäuser mahnt: 'Ohne grundlegende Reformen – mehr Anreize zum Arbeiten, Vereinfachung des Staates, Digitalisierung – geht die wirtschaftliche Substanz langsam aber sicher flöten.' Was das für Beschäftigte heißt? 2025 klettert die Arbeitslosigkeit um 161.000 auf 6,3 Prozent und verharrt dann erst einmal, um 2027 wieder auf 5,9 Prozent zurückzugehen. Die Inflation bleibt unangenehm konstant leicht über zwei Prozent. Während Energiekosten weiterhin nachgeben, treiben höhere Dienstleistungspreise und Löhne die Kerninflation dauerhaft nach oben.

Das Ifo-Institut hat seinen Ausblick für die deutsche Wirtschaft erneut zurückgeschraubt und erwartet nun für die kommenden Jahre nur sehr schwaches Wachstum. Wesentliche Gründe sind strukturelle Probleme wie schleppende Digitalisierung, hohe bürokratische Hürden und eine mangelnde Innovationsdynamik in vielen Unternehmen. Internationale Faktoren wie US-Zölle treffen die Exportbranche zusätzlich, während nationale Förderprogramme zwar kurzfristig abschwächen, aber strukturell keinen entscheidenden Wandel einläuten. Auch andere aktuelle Analysen verweisen auf eine anhaltende Wachstumsschwäche: Die Süddeutsche meldet sinkende Exportzahlen und spricht von fehlender politischer Zuversicht, die Zeit berichtet von einer gefährlichen Verzögerung notwendiger Reformen. Spiegel Online verweist auf schleppende Investitionen und wie Unternehmen sich zunehmend auf Kosten sparen konzentrieren. Auffällig bleibt: Solange grundlegende Änderungen – zum Beispiel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Digitalisierung – ausbleiben, droht dem Industriestandort ein längerer Durchhänger in den nächsten Jahren.

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