Wenn politische Größen wie Ministerpräsident Söder vor Ort hereinschauen, dann weiß man, dass etwas in der Luft liegt. Bei ihrem Besuch ging es dieses Mal um FUTRUE Neurosciences, das sich einer ziemlich abgefahrenen Mission verschrieben hat: Gehirn-Computer-Schnittstellen zu entwickeln, die vielleicht schon bald Blinden dabei helfen, wieder zu sehen oder Gelähmte ihre ersten Schritte machen lassen. Ehrlich gesagt, klingt das fast ein wenig nach Science-Fiction – und doch werkeln die Entwickler schon heute daran, Roboter per Gedanken zu steuern oder zum Beispiel stummen Menschen eine Stimme zurückzugeben. Aber nicht nur Hightech für den Kopf steht bei Zukunftsstürmern wie FUTRUE auf dem Zettel. Auch in Sachen Schmerztherapie und künstlichen Mikrobiomen forschen sie an medizinischem Neuland.
Söder ist überzeugt: Bayern hat das Zeug zum Zukunftslabor der Medizin. "Mit Mikrochips Patienten zu mehr Selbstständigkeit verhelfen, das ist echte Hightech – und genau das passt zu unserem Freistaat!" sagt er und verweist auf satte Investitionen in Höhe von sieben Milliarden Euro durch die Hightech Agenda. Neue Forschungszentren, wie der Life Science Campus in Martinsried, bekommen kräftigen Anschub – allerdings, so Söder, dürfe der Bürokratie-Beton nicht noch dicker werden.
Die FUTRUE-Gruppe selbst ist ein echtes Sammelsurium an Innovation – gegründet 2008 von Dr. Clemens Fischer (er hält inzwischen schon etliche Auszeichnungen als Unternehmer des Jahres) und Madlena Hohlefelder. Über 20 Firmen, mehr als 90 Arzneimittelzulassungen – von schmerzstillenden Cannabis-Medikamenten bis zu Highend-Pharmatech. Fischer selbst betont, dass Deutschland beim Tempo für Innovationen weltweit endlich wieder mithalten muss – weniger Amtsschimmel, mehr Mut. Die jüngste Entwicklung, VER-01 von Vertanical, setzt beispielsweise auf Cannabinoide statt Opioide – das könnte für viele Schmerzpatienten einen echten Unterschied machen. Das Ziel? Möglichst zügig innovative Therapien zu den Patienten bringen, statt sie in Anträgen und Formularen versanden zu lassen.
Zuletzt bleibt der Eindruck, dass hier politischer Wille und unternehmerische Vision zusammentreffen. Oder, wie Holetschek es fast pathetisch formuliert: Aus Science-Fiction wird in Gräfelfing manchmal tatsächlich Wirklichkeit.
Der Besuch von Markus Söder und Klaus Holetschek bei FUTRUE in Gräfelfing zeigt, dass Bayern sich ernsthaft als Innovationsmotor für medizinische Technologien positioniert. Im Mittelpunkt stand die Arbeit von FUTRUE Neurosciences an hochmodernen Brain-Computer-Interfaces, aber auch an neuer Mikrobiom-Technologie und innovativen Schmerztherapien wie dem Arzneimittel VER-01. Bayerns Politik setzt auf milliardenschwere Förderung – aber Bürokratie bleibt ein Bremsklotz, was Gründer Dr. Fischer und Mitgründerin Hohlefelder erneut kritisierten.
Nach aktuellem Stand forschen zahlreiche Unternehmen und Start-ups in ganz Deutschland an ähnlichen Schnittstellen zwischen Medizin und Technologie. Laut jüngsten Berichten der Süddeutschen Zeitung und der FAZ hat sich das Tempo bei KI-unterstützten Medizintechnologien erhöht – auch international wächst der Wettbewerb. Mehrere politische Initiativen sollen zudem Genehmigungs- und Prüfprozesse im Gesundheitssektor verschlanken, damit Innovationen schneller bei Patientinnen und Patienten ankommen.