Es lohnt, mal einen Blick auf die aktuelle Befragung zum Erinnern an NS-Verbrechen zu werfen: Laut MEMO-Studie gibt es erstmals etwas mehr Zuspruch als Ablehnung für einen 'Schlussstrich' unter die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland – 38,1 Prozent sprechen sich dafür aus, 37,2 Prozent dagegen. Bemerkenswert ist allerdings, dass fast zwei Drittel kaum etwas über NS-Straftaten direkt vor ihrer Haustür wissen. Bleibt die Frage: Will man das wirklich so auf sich beruhen lassen? Eigentlich nicht. Gerade weil das Wissen um Täter- wie Opferperspektiven akut schwindet, will die Bildungsagenda nicht über Schulbücher belehren, sondern in Workshops, digitalen Projekten, Ausstellungen, Kunst und durch echte Geschichten jenseits des Klassenzimmers wirken. Die Themen werden unterschiedlich aufgegriffen – etwa indem Biografien, digitale Tools oder Zeitzeugen einbezogen werden. Zielgruppe sind vor allem junge Leute: Sie sollen aus erster Hand erfahren, was Opfer und Verfolgte im Nationalsozialismus erlebt haben. Denn Geschichte ist mehr als ein trockener Jahreszahlensalat – sie spiegelt auch heutige Verantwortung wider. Einige Projekte der ersten Runde wurden bereits ausgezeichnet, Sehenswertes ist insbesondere digital entstanden. EVZ-Vorstand Dr. Andrea Despot bringt es auf den Punkt: Erinnerung soll ins Heute geholt werden, empathisch, partizipativ und sichtbar für Gruppen, die bislang oft ungehört blieben. Wer eine innovative Idee im Kopf hat, notiere sich die Online-Beratungen am 29. Oktober und 13. November 2025 – Anmelden lohnt sich. Warum das Ganze? Hintergrund ist der Gründungsauftrag der EVZ: Mit der Aufarbeitung und Kompensation für NS-Zwangsarbeiter fing alles an, heute möchte die Stiftung im Hier und Jetzt für Menschenrechte und gegen das Vergessen arbeiten. Mehr Infos sowie Förderbedingungen gibt’s direkt bei der EVZ.
Das Förderprogramm Bildungsagenda NS-Unrecht, ins Leben gerufen vom Bundesfinanzministerium und der Stiftung EVZ, bietet 2026 erneut 9 Millionen Euro für innovative Formen der nicht-schulischen, historisch-politischen Bildung zu nationalsozialistischem Unrecht. Die aktuelle MEMO-Studie offenbart, dass viele Deutsche wenig über NS-Verbrechen am eigenen Wohnort wissen und die Zustimmung zu einem Schlussstrich unter die NS-Zeit wächst – ein Alarmsignal für das kollektive historische Bewusstsein. Die Initiative setzt genau hier an: Gefördert werden besonders Projekte für junge Menschen, die NS-Geschichte faktenbasiert, empathisch und nahbar machen, etwa mit digitalen Formaten, künstlerischer Aufbereitung und dem Einbezug von Zeitzeugen oder Nachfahren. In der ersten Förderphase (2021-2025) wurden bereits 76 europäische Projekte unterstützt. Aktuell wird breit diskutiert, wie die Erinnerungskultur angesichts zunehmender Distanz zur NS-Zeit und der schwierigen Vermittlung emotionaler und individueller Erfahrungen künftig bewahrt werden kann (vgl. diverse Stimmen auf ZEIT, taz und Spiegel). Besonders Digitalprojekte und partizipative Ansätze, die biografisches und lokales Wissen erfahrbar machen, scheinen vielversprechend und stoßen vermehrt auf Resonanz, da herkömmliche Lernformate laut Expert:innen nicht mehr ausreichen.