Zwischen Lichtern und Gesprächen über die Zukunft der Wirtschaft stand einer besonders im Fokus: Martin Blessing, aktuell als Investitionsbeauftragter für die Bundesregierung tätig und früher Chef der Commerzbank, hielt der deutschen Wirtschaft in seinem Vortrag ganz offen einen Spiegel vor – er sprach von zu viel Regulierung, zu wenig Mut, zu wenig Geld für Innovationen. Deutschland, so Blessing, müsse sich wieder attraktiver für Investoren machen. Man könne nicht ewig von alten Erfolgen zehren. Ein Gedanke, der durch die Preisträger des Abends ein spannendes Gegenbeispiel bekam.
Isar Aerospace, ein Startup aus München, holte die Trophäe für die erfolgreichste private Finanzierungsrunde. Seit 2018 haben sie mehr als 400 Millionen Euro auf privatem Wege organisiert – und gehen mit weiteren 150 Millionen gezielt in Richtung Serienfertigung und größere Raketenstarts. Völlig zu Recht, findet Laudatorin Annika von Mutius, die den europäischen Zugang zum All gesichert sieht.
Bei den Unternehmens-IPOs schaffte Pfisterer, bekannt für innovative Verbindungen in Stromnetzen, den Sprung auf das Siegertreppchen. Trotz Familienstruktur ist aus dem schwäbischen Unternehmen binnen weniger Monate ein Scale-Listener an der Börse mit Milliardenbewertung geworden. Ihr Weg spiegelt das wider, was sich viele von einem Börsengang erhoffen: Flexibilität und Wachstum, ohne Abhängigkeit zu riskieren.
Auch Vossloh, ein Traditionsunternehmen rund um Bahninfrastruktur, zeigte mit einer erfolgreichen Kapitalerhöhung zur Sateba-Übernahme, wie strategische Schachzüge aussehen können. Knapp 80 Prozent Kurszuwachs sprechen eine deutliche Sprache.
Inmitten dieser Köpfe und Geschichten mischten sich prominente Gäste aus Banken, Investments und Politik. Und Felix Neureuther, Ex-Skiweltmeister, teilte zum Abschluss seine Sympathie für das Anpacker-Mindset – sinnbildlich fast für einen Abend voller Hoffnung, dass Deutschland doch noch die finanzielle Ärmel-hoch-Mentalität zurückfindet.
Die IPO Night 2025 in Frankfurt zeichnete Pfisterer (herausragender IPO), Isar Aerospace (beste private Finanzierungsrunde) und Vossloh (Best-in-Class Eigenkapitalfinanzierung) aus. Kernbotschaft: Innovationskraft und Mut werden weiterhin belohnt, doch es bleibt Luft nach oben im deutschen Investitionsklima – Martin Blessing kritisierte unverblümt die bestehende Überregulierung und mangelnde Investitionen. Neue Medienberichte greifen die Stimmung an den Kapitalmärkten auf und bestätigen: Nach wie vor herrscht Zurückhaltung bei Börsengängen in Europa; insbesondere Überregulierung, hohe Zinsen und geopolitische Unsicherheiten machen Investitionen risikoreicher, wie ein aktueller DW-Artikel betont. Branchenportale berichten zudem, dass Zukunftsbereiche wie Raumfahrt und Infrastruktur von den wenigen erfolgreichen IPOs profitieren, während der Gesamtmarkt weiter auf Impulse wartet.
Laut SZ bleibt der deutsche IPO-Markt weiter unter Druck, auch wenn einzelne Erfolge wie der von Pfisterer Hoffnung machen. Die FAZ hebt hervor, dass gerade im Bereich Deep Tech und ESG der Bedarf an frischem Kapital steigt; der Erfolg junger Firmen wie Isar Aerospace präge damit das Bild einer neuen Gründer- und Investmentszene. Übergreifend lässt sich festhalten: Bühne, Preise und Statements zeigen, dass Deutschland investieren will und muss – aber erst, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.