Ich erinnere mich noch, wie vor einigen Jahren kaum jemand NKD, diesen unauffälligen, aber scheinbar allgegenwärtigen Textildiscounter, ernst nahm. Und jetzt? Nach sieben Jahren unter der strategischen Regie von TDR Capital steuert das Unternehmen eine andere Richtung: Die Südafrikaner der Mr Price Group übernehmen das Ruder. TDR hat es zuvor geschafft, die Marke zu erneuern – modisch, aber irgendwie volksnah, verbunden mit zeitgemäßer Data Science, die praktisch überall entlang der Lieferkette ihre Finger im Spiel hat. Besonders geschickt: Die Digitalisierung, sei es über eigene Apps oder das allgegenwärtige Omnichannel-Konzept. Allerdings, wenn ich an meine eigenen Begegnungen mit den Läden denke – zwischen knallbunten Hemden und jahreszeitlich wechselnder Deko – beeindruckt vor allem diese schiere Masse an Filialen. Jetzt, mit Unterstützung und Know-how der Mr Price Group, steht der nächste Expansionsschritt bevor. 3.000 Läden werden bald zum Zwischenziel, 4.000 sind in noch weiterer Ferne geplant. Offenbar wird hier nicht gekleckert, sondern geklotzt, und das unter dem Banner flexiblen Wachstums. Ein Mitbewerber für alle, die nach günstigen Klamotten suchen. Dabei kann man sich fragen, ob die Diversität der europäischen Märkte nicht zur echten Herausforderung wird – oder ist genau das der Reiz? Jedenfalls klingt es nach einem Angriff auf Platzhirsche unter den Billig-Anbietern und der Versuch, digitale Stärke mit Präsenz im Stadtbild zu verbinden. Die Ankündigungen der CEOs versprühen Optimismus: Mr Price Group sieht ein passendes Bindeglied, NKD bläst zum Aufbruch, TDR blickt zurück und sieht seine Arbeit bestätigt. Und, wie so oft, endet die Geschichte vorläufig – nach der Unterschrift kommt die Untersuchung der Kartellbehörden. Es bleibt, wie immer im Einzelhandel, spannend.
Mit der Übernahme von NKD durch die südafrikanische Mr Price Group entsteht ein neuer Player auf dem europäischen Value-Textilmarkt, der sich ehrgeizige Expansionsziele setzt: In den kommenden Jahren soll das Filialnetz von derzeit ca. 2.200 auf bis zu 4.000 Standorte wachsen, wobei ein Fokus auf Digitalisierung und datengetriebenem Management liegt. Mr Price bringt als führender Einzelhändler mit 40 Jahren Erfahrung und 3.100 eigenen Filialen in Afrika umfangreiches Marktknow-how und Kapital mit, während NKD seine effiziente Omnichannel-Strategie weiter ausbauen möchte; dies geschieht in einem Marktumfeld, das von steigendem Preisdruck und zahlreicher Konkurrenz – etwa Primark, Zeeman oder KiK – geprägt ist. Laut aktuellen Medienberichten bleibt die Einzelhandelsbranche angesichts Kaufzurückhaltung und Inflation aktuell unter Druck, doch große Ketten setzen verstärkt auf Expansion und Digitalisierung, um Marktanteile zu sichern.