Prinz Friedrich (verkörpert von Riccardo Campione) lebt scheinbar sorglos – umgeben von Freunden, fern jeder Verantwortung. Doch als ihn seine Mutter, Königin Luise (Silke Bodenbender), zur Heirat drängen will, macht sich Friedrich auf in einen tiefen, etwas bedrohlichen Wald. Die Begegnung mit Odette (Samirah Breuer), der verzauberten Schwanenfrau, bringt alles ins Wanken: Tagsüber gezwungen, als Schwan zu leben, ist sie gefangen zwischen Fluch und Hoffnung. Nur dieses berühmte, fast altmodische Ideal von wahrer Liebe kann sie retten – oder etwa nicht? Der Zauberer Rotbart (Fritz Karl) setzt alles daran, diese Liebe zu sabotieren, denn er hat seine eigenen Pläne für seine Tochter Odile (Jule Hermann) und den Thron. Im Dickicht aus Illusion, Gefühlen und Intrigen wird Friedrich auf eine harte Probe gestellt: Erkennt er die echte Odette und bricht den Zauber? Mit einer gelungenen Mischung aus klassischen Motiven und frischen, jungen Darsteller:innen schlägt der Film eine emotionale Brücke zwischen Tschaikowskys fantasievoller Vorlage und moderner Sehnsucht nach Authentizität. Besonders stark: die Filmmusik, welche Erinnerungen an das ikonische Ballett wachruft, aber auch neue Farbtöne wagt. Produktion: Die Märchenverfilmung entstand in Zusammenarbeit von SWR und „kurhaus production Film & Medien GmbH“ unter der Regie von Christian Theede; das Drehbuch stammt von Silja Clemens und Barbara Miersch. Die renommierte Märchenreihe „Sechs auf einen Streich“, seit 17 Jahren fester Bestandteil deutscher Fernseh-Weihnachten, ist berühmt für ihre prominente Besetzung und ihre modernen Lesarten klassischer Märchenstoffe.
Mit der Neuverfilmung von „Schwanensee“ als Teil der „Sechs auf einen Streich“-Reihe wagt sich die ARD an eine respektvolle, aber stellenweise überraschende Neuinterpretation des berühmten Balletts. Neben der Frage, was Liebe heute eigentlich bedeutet, fasziniert insbesondere das Spiel der talentierten Darsteller und die elegante Verschmelzung von Tradition und Gegenwart – sowohl in der Optik als auch im Soundtrack. Laut aktuellen Berichten aus der Medienlandschaft setzt der Film vor allem auf ein junges Publikum, während der Umgang mit klassischen Märchenstoffen im deutschen TV einem bemerkenswerten Wandel unterliegt. Immer wieder stellt sich dabei die Frage: Ist es überhaupt noch zeitgemäß, Märchen mit eindeutigem Gut-Böse-Schema zu erzählen – und sind es nicht gerade die Grauzonen, die jüngere Zuschauer heute in Geschichten ziehen? In mehreren Pressestimmen werden die ambitionierte Inszenierung und die behutsame Aktualisierung gelobt, auch wenn vereinzelt eine gewisse Oberflächlichkeit bei der Behandlung tieferer Themen angemahnt wird. Darüber hinaus wirft die aktuelle Diskussion um die Relevanz von Kultur- und Familienprogrammen im Weihnachtsfernsehen ihren Schatten: Während Einschaltquoten bei TV-Märchen stagnierten, rücken Mediatheken und On-Demand-Angebote für junge Familien in den Fokus. Zuletzt sorgen die ARD-Produktionen durch starke Schauspielerbesetzung, neue Musikinterpretationen und moderne Bildsprache regelmäßig für Gesprächsstoff – und drücken so, trotz Traditionspflege, kräftig auf die Reset-Taste.