Monopolkommission warnt: Europas Abhängigkeit von Unterseekabeln wächst

Ein aktuelles Gutachten der Monopolkommission wirft einen kritischen Blick auf die wachsende Kontrolle von Big Tech über Unterseekabel – und damit auf eine kaum beachtete Schwachstelle europäischer Datensouveränität.

heute 10:42 Uhr | 13 mal gelesen

"Wer heute an Datenströme denkt, sieht oft nur die Cloud und bunte Diagramme – doch unter dem Ozean verläuft die eigentliche Lebensader unserer digitalen Welt. Tomaso Duso, Vorsitzender der Monopolkommission, spricht im 'Handelsblatt' offen aus, was inzwischen viele Brancheninsider beunruhigt: Technologiekonzerne aus den USA diktieren ziemlich unbemerkt den transatlantischen Internetverkehr. Das Problem: Immer mehr der riesigen Unterseekabel, die Kontinente verbinden, sind fest in Big-Tech-Hand und werden an den üblichen Telekom-Regulierungen vorbei errichtet. Die Kabel dienen zunächst nur den eigenen Profi-Interessen der digitalen Riesen – denkbar schlecht für Transparenz und Kontrolle. Eigentlich müsste Europa mit Argusaugen darauf achten, wem diese Infrastrukturen gehören und wer darin herumpfuschen kann. Doch genau das klappt nicht, weil die Eigentums- und Kontrollverhältnisse oft im Nebel bleiben. Nationale Behörden scheinen kaum zuständig zu sein; korrekt – so Duso – fischen sie häufig im Trüben. Die Monopolkommission selbst stieß bei ihrer Recherche auf erstaunlich wenig belastbare Infos. Sicher ist: Neunzig Prozent des ganzen Datenverkehrs zwischen Amerika und Europa laufen bereits heute über Kabel, die auf die Rechnung der großen Tech-Unternehmen gehen – eine ziemlich einseitige Angelegenheit. Was lange ein technisches Randthema war, hat sich unbemerkt zu einer sicherheitspolitischen Achillesferse ausgewachsen: Wenn Europas Kommunikation durch die Finger weniger US-Giganten läuft, ist Unabhängigkeit eher Illusion als Realität. Vielleicht wird es Zeit, mal unter die Oberfläche zu schauen – im Wortsinn."

Die Monopolkommission schlägt Alarm angesichts der zunehmenden Dominanz US-amerikanischer Technologiekonzerne über Unterseekabel, die Europas digitale Infrastruktur verschlingen. Die laxen oder fehlenden Regulierungen für diese Kabelnetze lassen nationale und europäische Behörden häufig machtlos erscheinen – selbst grundlegende Informationen über Besitzverhältnisse und Netzsteuerung sind schwer zu bekommen. Neben wirtschaftlichen Risiken droht auch eine politische Abhängigkeit, da ein Großteil des transatlantischen Datenverkehrs bereits jetzt in der Hand weniger privater, nicht-europäischer Akteure liegt. Hintergrundrecherchen zeigen außerdem, dass jüngst die Diskussion um strategische Autonomie der EU, Cybersicherheit und den Einfluss privater Unternehmen auf kritische Kommunikationswege wieder Fahrt aufgenommen hat. Beispielsweise berichtet SPIEGEL über Pläne der EU, eigene Unterseekabel-Projekte zu forcieren, und Experten warnen vor möglichen Sabotageakten sowie Spionage. Im Kontext der aktuellen geopolitischen Spannungen wächst das Bewusstsein, wie verwundbar Europas Datenrückgrat tatsächlich ist.

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