Eigentlich begann alles ziemlich unspektakulär: Zwei Staatenlenker treffen sich, Reden werden gehalten und Absichtserklärungen unterschrieben. Doch hinter den Kulissen deutet vieles auf eine stille Transformation hin. Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew und Turkmenistans Präsident Serdar Berdimuhamedov verabredeten kürzlich, den bilateralen Handel deutlich auszubauen – mit besonderem Blick auf Energie, Transportwege und die Landwirtschaft. Auffällig dabei: Tokajew hob extra die „entscheidende Rolle“ der neutralen Haltung Turkmenistans hervor, nicht nur für Zentralasien, sondern weitaus darüber hinaus. Angesichts globaler Krisen findet er, dass Multilateralismus und eine Reform der UNO wichtiger denn je seien. Zum Beispiel schlägt er vor, den Sicherheitsrat zu erweitern – irgendwie klingt das nach einer Einladung, alte Strukturen zu überdenken.
Tokajew äußerte sich auch zum Thema Konflikte. Er lobte Fortschritte im Dialog zwischen Aserbaidschan und Armenien und sprach sich offen für neue Verhandlungen im Ukraine-Krieg aus. Besonders gespannt war ich auf seinen Verweis zur geplanten UN-Universität für Frieden und Neutralität – ein Projekt, das aufhorchen lässt. Und dann die bekannte Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt: Kasachstan bleibt sich als Vermittler treu.
Auch Afghanistan bleibt für Kasachstan ein Schwerpunkt, besonders im Zusammenspiel mit dem neuen UN-Regionalzentrum in Almaty. Bemerkenswert: Tokajew thematisiert regelmäßig den interethnischen und interreligiösen Dialog – hier wird spürbar, dass die Region ein sensibles Gleichgewicht sucht.
Ein unerwarteter Aspekt: Die zunehmende Bedeutung Zentralasiens als Verbindungskorridor zwischen Ost und West. Investitionen in fragile, aber strategisch wichtige Routen wie die Transkaspische Transportroute sind keine hohle Geste; sie beweisen Weitsicht. Ganz so, als würde Kasachstan ein neues Kapitel der „Seidenstraße 2.0“ aufschlagen. Parallel taucht das Thema Umwelt auf, eigentlich immer ein Nebenschauplatz, aber nun im Mittelpunkt – vom Schutz des Kaspischen Meeres bis zu einer neuen Wasserstrategie.
Ob diese forcierten Annäherungen und Initiativen wirklich nachhaltigen Wandel bringen? Die Zeit wird es zeigen. Aber das Treffen in Aschgabat könnte durchaus zu einem überraschend wichtigen Moment werden.
Kasachstan und Turkmenistan verstärken ihre Zusammenarbeit gezielt, um nicht nur ihre eigenen Wirtschaftsbeziehungen auszubauen, sondern auch als Stabilitätsanker in einer teils fragilen Region aufzutreten. Die Staatschefs loten seit Ende 2023 innovative Wege der Kooperation aus – eine klare Reaktion auf geopolitische Spannungen, wie sie derzeit etwa in Afghanistan, in der Ukraine oder zwischen Armenien und Aserbaidschan zu beobachten sind. Zentral ist dabei Kasachstans Vorschlag, zumindest im UN-System frische Impulse zu setzen und überkommene Strukturen wie den Sicherheitsrat zu erneuern. Beide Länder nutzen außerdem ihre geografische Lage, um sich als Knotenpunkt für Handel und Energie zwischen Europa und Asien zu profilieren. Besonders auffällig wird mit neuen Investitionen in Infrastruktur und Umweltschutz eine neue Generation transeurasischer Politik deutlich – und die Versuche, durch Dialog, Neutralität und gemeinsame Projekte ein Stück weit neue Regeln für eine zukunftsfähige Region zu setzen.