19 Jahre – im Hier und Jetzt der digitalen Schnelllebigkeit gleicht das beinahe schon prähistorischer Beständigkeit. Gleichklang, die Hannoversche Dating-Plattform, hat sich trotzdem nie in die Logik der schnellen Likes und endlosen Matches fügen wollen. Im Grunde kann man sagen: Während andere Apps auf immer mehr Tempo und Verfügbarkeit setzen, hat Gleichklang ihren eigenen Rhythmus gefunden – oder vielleicht gefunden behalten.
Mitbegründer und Psychologe Dr. Guido F. Gebauer, so ein bisschen der Kopf und das Gewissen hinter dem Ganzen, schildert sehr offen, warum gerade jetzt, nach 19 Jahren, das technische und gestalterische Gewand frisch überdacht wurde. Doch die Grundprinzipien seiner Plattform – und das ist beinahe schon trotzig – bleiben dieselben.
Gebauer argumentiert: Der digitale Dating-Wahnsinn macht viele Leute innerlich müde. Studien und persönliche Erfahrungsberichte überschlagen sich inzwischen förmlich mit Begriffen wie ‚Dating-Burnout‘ oder ,emotionaler Verflachung‘. Gleichzeitig lässt sich sogar statistisch ein Paradoxon beobachten: Je mehr Dating-Apps existieren, umso mehr Singles gibt’s. Ein Zufall? Gebauer bezweifelt das – und ich ehrlich gesagt auch.
Er bringt es so auf den Punkt: Social Apps schaffen eine Art Scheinverbindung, die zwar für einen kurzen Dopaminrausch sorgt, letztlich aber dazu führt, dass Menschen länger alleine bleiben. Überrascht? Mich wundert’s nicht. Denn ständiges Swipen ist halt wie ein Buffet voller Häppchen, das nie satt macht – nur erschöpft.
Ein Punkt, den Gebauer herausstreicht (und den ich wichtig finde): Bis heute hat keiner der großen App-Anbieter eine unabhängige, langfristige Studie veröffentlichen lassen, die den nachhaltigen Beziehungs-Erfolg misst. Warum wohl?
Sein Sieben-Schritte-System, das Gleichklang zugrunde liegt, verzichtet denn auch konsequent auf diese kurzerhitzenden Mechanismen. Keine Belohnungsschleifen, keine Superlikes, kein FOMO. Kontaktvorschläge werden nur dann gemacht, wenn sie wirklich Sinn ergeben – auch wenn’s manchmal länger dauert. Diese entschleunigte Herangehensweise will keine Langeweile erzeugen, sondern Raum für wirkliche Begegnung schaffen.
Finanziell inklusiv bleibt die Plattform obendrein: Wer wirklich knapp bei Kasse ist, darf mit Sozialtarif schon ab sechs Euro im Jahr dabei sein – das ist gewiss ein Statement in der sonst eher kommerziellen Branche.
Letzten Endes bleibt Gleichklang ihrem Ursprungsziel treu: Ein digitaler Ort zu sein, an dem Begegnung mehr heißt als blinkende Notifications. In Zukunft, so Gebauer, wird diese Art des Kennenlernens sogar noch wichtiger werden – je stärker Algorithmen und KI die digitale Liebe ‚optimieren‘, umso mehr wächst die Sehnsucht nach etwas Echten.
Gleichklang setzt nach wie vor auf eine vertrauensvolle, entschleunigte Partnersuche und grenzt sich mit seinem psychologisch fundierten System scharf von herkömmlichen Dating-Apps ab. Laut aktuellen Stimmen und Publikationen nehmen Dating-Plattformen wie Tinder und Co. mittlerweile messbar Einfluss auf das Sozialverhalten und haben Studien zufolge eher zur Vereinsamung als zu stabilen Beziehungen beigetragen. Neu an Gleichklang ist nun vor allem das technische und visuelle Update; die Werte, auf denen die Plattform fußt – Entschleunigung, Ernsthaftigkeit und Langfristigkeit – bleiben trotz Relaunch zentral.
Erweiterte Internet-Recherche zeigt: Laut einem aktuellen Bericht der Süddeutschen Zeitung wächst der Frust vieler Dating-App-Nutzer:innen tatsächlich, weshalb sogar eine 'Digitale Selbsthilfe'-Bewegung entstanden ist. Die ZEIT berichtet, dass traditionalistische und nachhaltige Dating-Modelle wieder an Popularität gewinnen, insbesondere unter Menschen, die Wert auf Substanz und Authentizität legen. Auf DW.com wird zusätzlich darauf hingewiesen, dass die KI-Integration in Dating-Apps zunehmend kritisch gesehen wird, da sie das Matching zwar präziser macht, aber Zwischenmenschlichkeit und Spontanität ausbremst.