Saarland holt sich Fairtrade-Bundesland-Titel – ein bundesweiter Meilenstein

Ab sofort hat Deutschland sein erstes offiziell ausgezeichnetes Fairtrade-Bundesland: das Saarland. Ein Durchbruch in Sachen nachhaltiges und gerechtes Handeln.

heute 17:33 Uhr | 15 mal gelesen

Saarland trägt nun Fairtrade-Banner

Ab dem 7. November darf das Saarland einen Titel beanspruchen, den bislang kein anderes deutsches Bundesland tragen durfte: Fairtrade-Bundesland Nummer Eins. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger betonte bei der Zeremonie, dass der soziale und ökologische Wandel nicht an Landesgrenzen haltmachen müsse – und dass das Saarland sich dieser Verantwortung mit Nachdruck stellt. 'Fairer Handel ist keine Nischenangelegenheit – im Saarland ist es Prinzip und Praxis,' hebt sie hervor. Wie das aussieht? Die Ministerin für Bildung und Kultur, Christine Streichert-Clivot, erklärt, dass sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch die Landesregierung seit Jahren ambitioniert an der Sache dran sind. Fairness, Gerechtigkeit und globale Solidarität gehören längst zum politischen Repertoire im Saarland.

Praktischerweise wird das Thema Entwicklungszusammenarbeit direkt vom Kultusministerium koordiniert – Streichert-Clivot weiß also selbst gut, wovon sie spricht und schiebt das Faible für Fairtrade auch keineswegs in eine Randzuständigkeit ab.

Vorreiter trotz rauem Gegenwind

Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland, sieht das Saarland als Vorbild – gerade in Zeiten, in denen Förderungen für Entwicklungspolitik häufig gekürzt werden. Während Greifswald oder Bochum vielleicht noch am ersten Titel basteln, leben im Saarland bereits mehr als drei Viertel der Bevölkerung in Fairtrade-Towns oder -Landkreisen. Die Landeshauptstadt Saarbrücken trug diesen Titel sogar als allererste Kommune hierzulande, die Uni zog 2014 als erste Fairtrade-Uni nach. Sogar die Schulen sind vorn mit dabei: Über 20 von ihnen wurden als Fairtrade-Schools ausgezeichnet. Und: Mehr als 200 Läden, 70 Cafés und über 130 Einrichtungen setzen auf Produkte mit fairer Herkunft.

Ein Jahrzehnt Arbeit und viele Hände

Die Auszeichnung ist das Resultat von etwa zehn Jahren Einsatz, unzähligen Gesprächen und klarem Willen zur Zusammenarbeit von Landesregierung und Zivilgesellschaft. Die Schülerin Vivian Pollner, Sprecherin der Fairtrade-Steuerungsgruppe, bringt es treffend auf den Punkt: 'Allein wird niemand die Welt retten – aber gemeinsam geht was.' Das wird am Beispiel der Cashew-Kooperative CCPA BIO EQUITABLE im Partnerland Benin deutlich. Dank Fairtrade konnte dort das Einkommen steigen und Bildung für Kinder gesichert werden. Einen Teil dieser Cashew-Nüsse findet man inzwischen auch in Geschäften und Weltläden im Saarland.

Zur Geschichte und Wirkung von Fairtrade

Das bekannteste Nachhaltigkeitssiegel weltweit? – Fairtrade. Einer Studie zufolge kennen und vertrauen ganze 83 Prozent der Befragten auf dieses Zeichen. Umsatz und Anhängerschaft wachsen, 2024 zum Beispiel mit 2,9 Milliarden Euro Umsatz und immer mehr ausgezeichneten Kommunen, Universitäten und Schulen in ganz Deutschland. Kurz: Die Bewegung ist angekommen und das Saarland hat die Latte ein ordentliches Stück höher gehängt.

Das Saarland hat sich als erstes deutsches Bundesland aktiv und offiziell dem Gedanken des fairen Handels verschrieben. Durch die enge Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft ist der Wandel hin zu mehr globaler Gerechtigkeit bemerkenswert sichtbar geworden – von Städtepartnerschaften mit afrikanischen Kooperativen bis hin zu Bildungsinitiativen an Schulen und Universitäten. In der aktuellen Berichterstattung – etwa bei der Süddeutschen Zeitung und taz – wird das Saarland als Modell für nachhaltige Regionalentwicklung hervorgehoben; viele hoffen, dass andere Bundesländer nachziehen. Inzwischen wächst deutschlandweit die Community der Fairtrade-Towns und -Schulen weiter, nicht zuletzt durch das gestiegene gesellschaftliche Interesse an nachhaltigem Konsum. Laut neueren Pressestimmen setzt das Saarland mit seinem strukturellen Ansatz, besonders der Integration von Fairtrade in Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen, Maßstäbe. Allerdings gibt es auch einzelne skeptische Stimmen, die mahnen, dass der strukturelle Wandel langfristig über die bloße Symbolik hinausgehen müsse und die Verknüpfung von Konsum, Bildung und globaler Gerechtigkeit stetig neu mit Leben gefüllt werden müsse.

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