Ehrlich gesagt, gibt es Dinge, die scheinbar nie aus der Mode kommen. Die Psalmen etwa – diese uralten, widerborstigen, manchmal erstaunlich aktuellen Texte, die im Christentum, Judentum und auch im Alltag der einen oder anderen spirituellen Suche immer wieder auftauchen. Der SWR Kultur widmet Kunst-Feiertagsgedanken und Musiksendungen am 25. Dezember ganz diesem Thema: Morgens ab 10:04 Uhr rollt ein Konzert die Bühne aus für bekannte wie überraschende Vertonungen, teils aus jahrhundertealter Tradition, teils neu komponiert. Danach dreht sich ab 12:04 Uhr alles um die brennende Sonne – poetisch, religionsgeschichtlich und mit Blick auf ihr Glühen in den Psalmen. Mittags dann: Prominente Persönlichkeiten mit ihren individuellen Lieblingspsalmen. Margot Käßmann lässt zum Beispiel tief blicken (wieso überrascht mich das nicht?), ebenso wie Anselm Grün, oder Zen-Meisterin Doris Zölls, die sich den Psalmen vermutlich von einer ganz eigenen, gelassenen Seite nähern wird. Obendrein gibt’s ein bisschen Nachmittagsgeist: Der Abt Nikodemus Schnabel berichtet aus Jerusalem, was Psalmen im klösterlichen Rhythmus und im urbanen Nahost-Durcheinander bedeuten können – eine Perspektive, die im deutschen Radio nicht alle Tage zu hören ist. Abends treffen sich dann Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen und Künste und diskutieren hitzig, humorvoll, vielleicht auch widersprüchlich: Was fangen wir heute mit den Psalmen an? Irgendwann schließt sich der Kreis: Junge Menschen wagen eigene Psalmen – oder das, was sie darunter verstehen. "Lost in music" um 23:03 Uhr klingt nach Experiment, Neugier und vielleicht nach einer schlaflosen Weihnachtsnacht. Alle Sendungen, weiterführende Texte und Infos sind online auf SWRKultur.de zu finden. Und: Wer lieber liest als hört, findet im Netz viele zusätzliche Quellen – oder folgt, wie ich manchmal, einfach mal dem ersten Psalm, der einem in den Sinn kommt. Manchmal steckt Poesie im Ungewöhnlichen.
Der Thementag bei SWR Kultur am 25. Dezember rückt die Psalmen als uralte, aber bis heute inspirierende Texte in den Mittelpunkt. Mit musikalischen Konzerten, Gesprächen prominenter Persönlichkeiten, interreligiösen Diskussionsrunden und einem experimentellen Abendprogramm wird der Facettenreichtum der Psalmen beleuchtet. Die Beiträge zeigen, wie unterschiedlich Menschen – von Theologen bis zu Schülerinnen und Schülern – die Psalmen lesen, hören oder sogar neu interpretieren.
Internet-Recherche ergab: Die Psalmen sind aktuell auch im Hinblick auf gesellschaftliche Herausforderungen ein Thema mit neuer Deutungskraft. Auf taz.de gab es in den letzten Stunden etwa einen religionsübergreifenden Essay zur Rolle geistlicher Lieder als Brückenbauer in Krisenzeiten; dw.com berichtete ausführlich über musikalisches Erbe und moderne Vertonungen geistlicher Texte; auf spiegel.de wurde die Frage diskutiert, wie religiöse Sprache gegen Populismus und politischen Extremismus wirken kann.