Skepsis gegenüber Demokratie wächst: Immer mehr Deutsche zweifeln an Krisenfähigkeit

Das Zutrauen in die Resilienz der Demokratie gerät ins Wanken – eine aktuelle Befragung zeigt, dass viele das autoritäre System plötzlich als fähiger empfinden.

heute 09:22 Uhr | 20 mal gelesen

Die neuesten Zahlen, erhoben vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der FAZ, sind ein Schlag ins Kontor für demokratische Überzeugungen in Deutschland. Bloß halb Deutschland – wortwörtlich 50 Prozent – glaubt heute noch, dass sich unsere massiven Probleme innerhalb der Demokratie anständig lösen lassen. Es ist vor allem die Handlungsfähigkeit in militärischen Extremsituationen oder bei flächendeckenden Gesundheitskrisen, an die man kaum noch glaubt. Kleiner Vergleich zum Vorjahr: 2023 waren noch 53 Prozent davon überzeugt, dass Demokratien militärisch besser reagieren. Jetzt, Mitte 2025, sind es nur noch 44 Prozent. Schon bemerkenswert: Der Anteil, der autoritären Regimen auf diesem Feld mehr zutraut, hat sich von kleinem Nischendasein mit 14 auf jetzt 31 Prozent katapultiert. Und beim Vertrauen in demokratischen Umgang mit Pandemien? Da sieht es inzwischen düster aus – von 57 Prozent Zustimmung auf 41 Prozent, ein Absturz. Die Fragestellung der Allensbacher war durchaus pointiert: "Zwei Ideen stehen heute in der Welt gegeneinander: autoritäre Staatsformen und die westliche Vorstellung von Freiheit und Demokratie. Was glauben Sie, welche Staatsform besser geeignet ist, um die Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu lösen? Wer dürfte militärische Krisen oder einen Krieg wie den Ukraine-Krieg/Pandemien besser bewältigen: autoritäre Staatsformen oder die Demokratie?" Befragt wurden zwischen 23. Oktober und 6. November 2025 insgesamt 1.011 Menschen, von Angesicht zu Angesicht. Dass da manche ins Grübeln kommen, kann man fast nachvollziehen – es ist ja auch, ehrlich gesagt, keine einfache Zeit.

Die repräsentative Umfrage macht deutlich, wie fragil das Vertrauen der Deutschen in die Krisenkompetenz der Demokratie geworden ist. Entscheidende Themen wie Sicherheitspolitik und Pandemiebekämpfung rücken dabei ins Zentrum der Zweifel – der Krieg in der Ukraine, jüngste geopolitische Spannungen und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie wirken hier als Beschleuniger. Das Phänomen spiegelt eine größere europäische Verunsicherung wider: In Frankreich und Italien etwa wurden zuletzt ähnliche Tendenzen beobachtet; laut mehreren Medienberichten gibt es eine wachsende Bereitschaft, sogenannte "starke Führer" als Lösung für komplexe Probleme zumindest "auszuprobieren". Experten machen Verantwortungsdiffusion im demokratischen System, zunehmende Polarisierungen und Enttäuschungen über langwierige Entscheidungsstrukturen dafür verantwortlich. Parallel dazu mehren sich Diskussionen im Bundestag darüber, wie man das demokratische System widerstandsfähiger machen kann – unter anderem durch mehr politische Bildung, Beteiligungsformate und „radikalere Transparenz“ bei Entscheidungsprozessen. Ergänzende Recherche: Auf Zeit Online wurde gestern intensiv berichtet, wie in Bayern große Teile der Bevölkerung die Handlungsfähigkeit der Politik in der Migrations- und Sicherheitspolitik kritisch sehen (Quelle: [Zeit Online](https://www.zeit.de)). Das Portal FAZ.net hat – interessante Parallele – gerade heute eine große Analyse veröffentlicht, warum insbesondere jüngere Menschen zwischen Unsicherheit und Politisierung schwanken (Quelle: [FAZ.net](https://www.faz.net)). Bei taz wird aktuell diskutiert, wie Rechtspopulisten das schwindende Vertrauen in den parlamentarischen Prozess gezielt ausnutzen (Quelle: [taz](https://taz.de)). International rücken Stimmen hervor, die warnen: Ein wachsender Vertrauensschwund in westlichen Demokratien könnte mittelfristig zu einer stärkeren Akzeptanz autoritärer Lösungsmuster führen – das belegen auch vergleichbare Studien aus osteuropäischen Ländern.

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