Tritons Blick aufs Chaos: Deutschland als Schnäppchenmarkt für Investoren?

Während einige deutsche Industriegrößen ins Schwitzen kommen, sieht der Finanzinvestor Triton gerade jetzt goldene Zeiten für Zukäufe – und will nach dem jüngsten Bosch-Deal wieder angreifen.

10.10.25 16:31 Uhr | 683 mal gelesen

„Die Szenerie ist faszinierend – für Investoren wie uns jedenfalls“, ließ Claus von Hermann, der Deutschland-Chef des schwedischen Private-Equity-Giganten Triton, jüngst durchblicken. Es klingt fast schon ironisch: Ausgerechnet die aktuellen Turbulenzen der deutschen Wirtschaft, die so manchen Mittelständler und Vorstandsvorsitzenden nachts wachhalten, sind für Triton eine Einladung zum beherzten Einkaufsbummel. Asiatische Absatzmärkte fallen als Stabilitätsanker vorerst weg, Lieferketten müssen geflickt oder gar ganz neu geknüpft werden – möglichst nah an Europa, verständlicherweise. An den Energiekosten, die vielen Unternehmen das Leben schwer machen (besonders die Chemiebranche stöhnt), kann Triton indes wenig ändern. Was im Hintergrund aber auch spielt: Viele Konzerne sind inzwischen so rank und schlank organisiert, dass Führungskräfte selten Zeit für Nebenschauplätze haben. Alles, was nicht zum Herzstück zählt, wird abgestoßen – potenzielles Futter für Investoren wie Triton. Ich frage mich, ob das nicht auch eine paradoxe Gelegenheit ist: Das eine Problem für die einen ist zur gleichen Zeit die Chance für ganz andere.

Der schwedische Investor Triton sieht die aktuelle Umbruchsituation in der deutschen Industrie als Chance, insbesondere nachdem gravierende Probleme wie stockende Lieferketten, steigende Energiekosten und die Schwäche des Automobilsektors die Landschaft verändern. Triton setzt darauf, dass Konzerne Nebengeschäfte abstoßen, um sich zu fokussieren, wodurch attraktive Übernahmeziele entstehen. Laut jüngsten Berichten ist zu beobachten, dass die Investorenlandschaft sich tatsächlich verschiebt, viele Private-Equity-Firmen behalten (auch wegen steigender Zinsen) ihre Zurückhaltung, aber ausgewählte Akteure wittern in der Neujustierung der Industrie eine echte Gelegenheit. Außerdem berichtet besonders die deutsche Presse aktuell, dass mehrere Branchen (Chemie, Maschinenbau, Automobil) europaweit unter Transformationsdruck stehen, aber auch, dass Restrukturierungen und neue Technologieschübe entstehen. Europäische Unternehmen experimentieren etwa intensiver mit „Reshoring“ – der Rückverlagerung von Produktionsketten – und gleichzeitig wächst das Interesse an nachhaltigen Innovationen und alternativen Energiestrategien. Insgesamt ist der deutsche Industriewandel zumindest mittelfristig ein Balanceakt zwischen Risiko und Möglichkeit: Was für die einen Krise ist, wird aus anderer Perspektive zur potenziellen Plattform für neue Geschäftsmodelle und Investitionschancen.

Schlagwort aus diesem Artikel