Manchmal frage ich mich, wer wirklich von den ganzen Förderungen profitiert. Jens Südekum zumindest sieht eine E-Auto-Kaufprämie kritisch – und zwar ziemlich deutlich. Im Gespräch mit Politico scheint er kein Blatt vor den Mund zu nehmen: 'Eine neue Prämie hilft oft genau denen, die sich ein Elektroauto sowieso leisten können – etwa Eigenheimbesitzern mit Solardach.' Für diese Gruppe rechnet sich ein E-Auto längst, sagt er, da liegt das Problem nicht.
Was er sich stattdessen vom Autogipfel im Kanzleramt erhofft? Laut Südekum sollte vor allem mehr Klarheit her: Die Zukunft des Autos sei elektrisch, Punkt. Auf einen Nebenschauplatz lenkt er den Blick aber doch: Die Emissionsziele bis 2035. Ein bisschen mehr Elastizität wünscht er sich hier, besonders hinsichtlich Hybriden und Verbrennern mit sogenannten Range Extender – also zusätzlichen kleinen Motoren, die die Reichweite erhöhen. Jahr für Jahr strenge Grenzwerte? Aus seiner Sicht verzichtbar, solange das große Ziel 2035 nicht aus den Augen gerät. Bei E-Fuels jedoch winkt er ab: Für Südekum sei das Versprechen synthetischer Kraftstoffe eine feuchte Illusion.
Was fehlt, ist aus seiner Perspektive ziemlich pragmatisch: Ladepunkte, am besten dort, wo die meisten Menschen wohnen. Mietshäuser, Wohnquartiere – da müsse noch ordentlich was passieren, um die Elektrowende überhaupt möglich zu machen. Ganz abgesehen davon, dass die Preise fürs Stromtanken fair bleiben sollten – immerhin sei nicht jeder in der luxuriösen Lage, ein Solardach über der eigenen Garage zu haben.
Jens Südekum, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung und Vertrauter von Lars Klingbeil, spricht sich klar gegen einen neuen staatlichen Förderbonus für E-Autos aus, da davon vor allem ohnehin wohlhabendere Menschen profitieren würden. Statt durch Kaufprämien Einzelinteressen zu bedienen, setzt er auf Strategien wie den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in dicht bewohnten Stadtvierteln und sieht das echte Problem bei Mietern und Menschen ohne eigenen Stellplatz. Südekum befürwortet flexible Emissionsziele bis 2035, zeigt sich aber skeptisch gegenüber E-Fuels und fordert, den Anlauf von Elektromobilität sozial gerecht zu gestalten.
In den letzten 48 Stunden berichteten mehrere Medien über die Diskussion um E-Auto-Förderungen und die Verkehrswende, insbesondere angesichts des anstehenden Autogipfels: Die 'Zeit' hebt die wachsende Kluft zwischen Stadt- und Landbewohnern hervor, wenn es um Ladeinfrastruktur und Mobilitätschancen geht. Die 'FAZ' diskutiert die hitzigen Debatten innerhalb der Koalition und nennt Details zu Forderungen der Autoindustrie nach staatlicher Unterstützung. Die 'Süddeutsche Zeitung' beleuchtet unterdessen die wachsende Skepsis in der Bevölkerung gegenüber neuen Förderungen, während gleichzeitig die Industrie weiterhin klare politische Signale verlangt.