Söder und Lies fordern flexibleres Vorgehen beim Verbrenner-Aus

Markus Söder (CSU) und Olaf Lies (SPD) wollen beim EU-Verbrenner-Aus ab 2035 Kompromisse finden. Zum anstehenden Autogipfel treten sie gemeinsam für pragmatische Lösungen ein.

08.10.25 14:49 Uhr | 200 mal gelesen

Die Debatte um das Verbrenner-Aus ab 2035 nimmt wieder Fahrt auf – und diesmal verblüffen Markus Söder und Olaf Lies mit ungewohnter Einigkeit. In einem Meinungsbeitrag für das 'Handelsblatt', der am Donnerstag erscheint, warnen sie davor, auf reinen Elektrofahrzeugen zu beharren: '100 Prozent Elektromobilität bis 2035 ist laut ihnen nicht mehr machbar.' Beide pochen auf anpassungsfähigere Übergangsregelungen, die den tatsächlichen Stand der Dinge in der Industrie und auf den Straßen abbilden. Die harte europäische Linie mit schroffen CO2-Grenzen alle fünf Jahre halten sie für kontraproduktiv – stattdessen schlagen sie kontinuierlich sinkende, aber erreichbare Grenzwerte vor. Interessanterweise fühlen sich die beiden Ministerpräsidenten von Bayern und Niedersachsen, deren Bundesländer noch immer stark von der Autoindustrie geprägt sind, offenbar direkt verantwortlich für deren Zukunft. Wo E-Autos und Ladeinfrastruktur noch nicht überall funktionieren, plädieren sie für den gezielten Einsatz von Plug-in-Hybriden und sogenannten Range-Extendern – sogar über das Jahr 2035 hinaus. Auch klimafreundlichere Kraftstoffe könnten aus ihrer Sicht eine sinnvolle Brücke schlagen, gerade für alte Bestandsflotten, die nicht einfach verschwinden. Bemerkenswert ist ihr Vorschlag, dass Unternehmen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also auch durch grünen Strom, nachhaltigen Stahl, Recycling oder eigene Batteriefabrikation – CO2 einsparen, bei den EU-Regeln Pluspunkte erhalten sollten. Echtes Neuland? Vielleicht. Oder steckt hinter solchen Vorschlägen nicht auch ein gewisses Eingeständnis an die politische und wirtschaftliche Realität, die sich nicht über Nacht elektrifizieren lässt?

Im Zentrum der aktuellen Diskussion stehen erneut die Ziele der EU zum Ausstieg aus Verbrennungsmotoren ab 2035. Die Ministerpräsidenten Söder und Lies schlagen einen pragmatischeren, flexibleren Weg vor, der auch hybride Lösungen und klimaneutrale Kraftstoffe berücksichtigt – eine bemerkenswerte parteiübergreifende Allianz ausgerechnet der Ministerpräsidenten zweier Autoländer. Ziel bleibt zwar die Dekarbonisierung, doch die beiden rücken von dogmatischen Zeitplänen ab und fordern realitätsnahe Abstufungen, die auch auf die Infrastruktur- und Marktgegebenheiten reagieren. Neuere Recherchen zeigen, dass die Automobilbranche angesichts globaler Unsicherheiten – etwa bei der Batteriebeschaffung oder beim Ausbau der Ladeinfrastruktur – inzwischen häufiger Flexibilität fordert. In Europa gibt es Bedenken, dass ein zu schneller und starrer Wandel Arbeitsplätze in bestehenden Produktionszweigen gefährden könnte. Parallel fordern Umweltverbände indes, dass die Klimaziele ohne Abstriche beibehalten werden müssen, da der Verkehrssektor weiter hinter den Vorgaben zurückbleibt.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Die aktuelle Diskussion um das Verbrenner-Aus spitzt sich hinsichtlich des Einflusses auf Arbeitsplätze und technische Optionen zu. Während die Politik um Kompromisse ringt, drängen auch große Autokonzerne auf Planbarkeit und eine bessere Förderung alternativer Technologien, wie ein Bericht zeigt. Zugleich spündet sich die Debatte zwischen Industrieinteressen, Klimaschutz-Vorgaben und Konsumentenerwartungen weiter zu. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)

2. Die Bundesregierung ringt weiterhin um einen verbindlichen Kurs bei alternativen Antrieben: Ein ausführlicher Report thematisiert, dass insbesondere mittelständische Zulieferer unter großem Veränderungsdruck stehen und Förderprogramme für Innovationen kaum ausreichen, um den Standort Deutschland zu sichern. Gleichzeitig geraten E-Autos, Plug-in-Hybride und Biokraftstoffe verstärkt ins Blickfeld der politischen Auseinandersetzung. (Quelle: Die Zeit)

3. Eine Analyse der Branchentrends hebt hervor, wie verschiedene EU-Staaten eigene Wege im Verkehrssektor suchen: Während Deutschland über den Zeitplan streitet, investieren andere Länder gezielt in Ladeinfrastruktur und lokale Batterieproduktion. Zugleich bleibt ein Flickenteppich an Vorschriften und Förderungen – deutlich wird: Der große Umbruch im europäischen Verkehrssektor erfolgt keineswegs im Gleichschritt. (Quelle: Der Spiegel)

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