Manchmal liest man ja von Regierungsprogrammen und denkt sich: Klingt schön, aber was passiert da wirklich? In diesem Fall scheint es sich aber tatsächlich auszuzahlen. Laut einer frischen Studie – getragen von Experten aus dem internationalen Forschungsnetzwerk Immigration Policy Lab – sorgte der „Jobturbo“ für durchaus beeindruckende Zahlen: Über 102.000 Menschen fanden so in vergleichsweise kurzer Zeit neue Anstellungen, davon über die Hälfte aus der Ukraine. Die Forscher, darunter Moritz Marbach (University College London), betonen, dass dies echte, zusätzliche Arbeitsaufnahmen sind, also Wechsel, die es ohne die Initiative schlichtweg nicht gegeben hätte. Interessanterweise handelt es sich fast nie um kurzfristige oder prekäre Jobs, sondern meistens um reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – und die Geflüchteten bleiben scheinbar auch dabei. Ob jung oder alt, Berlin oder Bayern, Hochschulabschluss oder nicht – der Effekt zieht sich quer durch alle Gruppen, ohne dass dabei qualifizierte Leute reihenweise in Hilfsjobs abgedrängt wurden.
Der Co-Autor Jens Hainmüller bringt es auf den Punkt: „So eine Wucht wie beim Jobturbo haben wir bei keinem Integrationsprojekt auf internationaler Ebene beobachtet.”
Der Hintergrund: Im Herbst 2023 begann die damalige Ampelkoalition, den Fokus zu ändern. Ukrainische Geflüchtete wurden gezielt in Jobcenter eingeladen, häufiger vermittelt und bekamen dabei parallel Möglichkeiten, Deutsch (weiter) zu lernen – etwa per Abend- oder Onlinekurs. Auch die Anerkennung von im Herkunftsland erworbenen Abschlüssen wurde forciert. Trotzdem könnte jetzt alles wieder kippen: Die derzeitige Koalition will, dass Ukrainer, die nach dem 31. März 2025 kommen, keine Bürgergeldleistungen mehr erhalten, sondern ins Asylsystem wechseln. Damit fallen sie auch aus der direkten Zuständigkeit der Jobcenter raus. Eine Beratungspflicht oder Potenzialeinschätzung entfällt, und natürlich auch der Druck oder Anreiz, einen Job zu finden. Ob diese Wendung die Integration bremst? Nun ja, Beobachter sind skeptisch – ich übrigens auch.
Die sogenannte „Jobturbo“-Initiative hat erwiesenermaßen dazu beigetragen, dass über 100.000 Geflüchtete, besonders aus der Ukraine, systematisch und nachhaltig in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse integriert wurden. Im Unterschied zu früheren Programmen und im internationalen Vergleich schnitt der „Jobturbo“ sogar ungewöhnlich stark und effizient ab und profitierte von einem Mix aus verpflichtender Beratung, schneller Vermittlung und parallel laufenden Qualifizierungsangeboten. Während Forschende die Nachhaltigkeit loben, besteht die Sorge, dass mit der geplanten Änderung in der Zuteilung von Sozialleistungen und Zuständigkeiten die bisherigen Erfolge wieder verspielt werden könnten.
Weitere Details aus meiner Recherche zeigen: Ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit erläuterte gegenüber der Zeit, dass insbesondere Sprachkenntnisse und der Zugang zu Qualifikationen entscheidend für eine schnelle Integration sind. Gleichzeitig werden Arbeitgeber, laut taz, ermutigt, flexibler auf Geflüchtete einzugehen, während Integrationsverbände auf Herausforderungen bei Formalitäten und Anerkennung von Berufsabschlüssen hinweisen. Die Gesamtsituation bleibt dynamisch; nach aktuellen Einschätzungen von DW versucht die Bundesregierung angesichts steigender Zahlen ankommender Ukrainer, ein Gleichgewicht zwischen Integration und Entlastung der Sozialsysteme zu finden.